03. Februar 2009, 17:17 Uhr
ABGANG VON STARDESIGNER CHRIS BANGLE
Bye bye, BMW Von <a href="http://www.thomas-hillenbrand.de" target="_blank">Thomas Hillenbrand[/url]
Die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn mit Inbrunst: Der umstrittene BMW-Chefdesigner Chris Bangle verlässt den Münchner Autohersteller. Viele seiner Entwürfe stießen Traditionalisten sauer auf; dennoch prägte der Amerikaner die Marke wie kaum ein anderer. Hamburg - Wenn Chris Bangle in Fahrt geriet, dann sagte er mitunter Sachen, die man lieber nicht sagen sollte. Die Führungskader von BMW, erregte sich der Designer unlängst bei einem Pressetermin nahe Dresden, verhielten sich auf der Teststrecke wie unreife Jungs. "Au Mann", knurrte er, auf einigen Nudeln herumkauend, "diese goddamn management idiots".
Christopher Bangle: Fast alle aktuellen BMW-Modelle tragen seine Handschrift
Das ist Bangle, wie er leibt und lebt. 1992 hatte der damalige Entwicklungschef Wolfgang Reitzle den Feuerkopf von Fiat zu BMW geholt, um das seinerzeit arg angemuffte Design der Marke BMW aufzufrischen. Der äußerst quirlige Bangle versah die ihm übertragene Aufgabe mit Verve. Manche meinen, mit zu viel Verve. Seine Entwürfe stießen vielen Fans übel auf. Die kastenförmigen Hecks moderner BMWs wurden als "Bangle butt" verspottet. Seine futuristische Formensprache "flame surfacing" erschreckte die Traditionalisten. Selbst Designerkollegen kritisierten den Maestro aus München öffentlich, was eher ungewöhnlich ist. J. C. Mays von Ford beschied ihm, der BMW 1er sei ein "shit ugly car".
Im Internet <a href="http://www.spiegel.de/auto/werkstatt/0,1518,196957,00.html" title="Internet-Petition: Stoppt Chris Bangle!">kursierte zeitweilig eine Petition[/url], in der das Unternehmen aufgefordert wurde, seinen Designer umgehend vor die Tür zu setzen. BMW tat nichts dergleichen. Und da Bangle über 17 Jahre als Chefdesigner fungierte, trägt inzwischen ein erheblicher Teil der Modellpalette seine Handschrift. Wer heutzutage BMW fährt, kommt an Bangle nicht vorbei.
Wunderbarer Z8, missratener 7er
<a href="http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/0,1518,64204,00.html" title="BMW Z8: Vom Film auf die Straße">Bangles Z8[/url] schaffte es kürzlich auf die <a href="http://www.spiegel.de/auto/fahrkultur/0,1518,557856,00.html" title="Autoranking von GQ Cars: Hundert Meisterwerke">GQ-Liste der zehn schönsten Autos aller Zeiten[/url]. Der Tiefpunkt seiner Laufbahn war hingegen das verpatzte Design des BMW-Flaggschiffs. Mit dem freundlich ausgedrückt unkonventionellen 7er von 2001 vergrätzte der Amerikaner jene eher konservative Chefarzt-Klientel, die solch große Limousinen gerne fährt. Seit dieser Episode verlor er an Einfluss; sein heute benannter Nachfolger, der 44 Jahre alte Niederländer Adrian van Hooydonk, hat in letzter Zeit bereits viele wichtige Autos federführend betreut - unter anderem den neuen 7er, den neuen Roadster Z4 und die Konzeptstudie PAS, die auf dem Genfer Autosalon Anfang März Weltpremiere hat.
Obwohl Bangle als Designer zuletzt ins Hintertreffen geriet, hatte er für BMW immer noch einen nicht zu unterschätzenden Wert: Er dürfte einer der wenigen Automobildesigner sein, der einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist. Seine ostentativ zur Schau getragene Durchgeknalltheit machte ihn zu einer eigenen Marke, ebenso wie sein wunderliches Deutsch-Englisch.
Der besondere Charme des Bangle-Speak
Über den neuen 7er etwa sagte er: "Das ist eine der most emotional Motorhaube effect, das wir haben je in eine BMW gehabt. Ich fand das wirklich beautiful, wie diese Form zeigt die Verspiegelung von der Natur durch diese Skulptur."
Das versteht kein Mensch - und viele Menschen haben Bangles Designs auch dann noch nicht verstanden, wenn sie die Autos auf der Straße sahen. Dennoch kann der Mann nicht alles falsch gemacht haben, denn sonst wäre BMW heute wohl nicht der größte Premiumhersteller der Welt.
Vielleicht ist es Bangles Verdienst, mit einem internationalen Team ein Design erdacht zu haben, das deutschen Autokäufern zwar mitunter missfiel, aber dafür kompatibel war mit den Geschmäckern von Russen, Amerikanern oder Chinesen.
Der 52-Jährige will künftig Projekte außerhalb der Autobranche verwirklichen. Das könnte spannend werden. Gerne erführe man, wie ein Stuhl, ein Bürogebäude oder ein Computer nach Ansicht von Chris Bangle aussehen sollte - und gerne hörte man zu, wenn er "the sovereign Sportlichkeit" und "den creative Eleganz" seiner Entwürfe erklärt.
URL: <a href="http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,605232,00.html" title="Abgang von Stardesigner Chris Bangle: Bye bye, BMW">http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,605232,00.html[/url]