Bremsen-Upgrade: EBC-Bremsscheiben / Cool Carbon-Beläge / Stahlflexleitungen - Erfahrungsbericht Alpina_B3_Lux

  • Der folgende Bericht - wie auch eine Reihe weiterer Berichte - habe ich ursprünglich nur im folgenden Thread in der Rubrik "Uservorstellungen" veröffentlicht: Alpina_B3_Lux - 335i E90 LCI Individual - Berichte zu diversen Modifikationen


    Da aber unter dieser Rubrik wohl nur wenige nach den recht spezifischen Erfahrungen der einzelnen Umbauten suchen werden, habe ich mich entschlossen, einige dieser Berichte auch einzeln in den jeweils einschlägigen Sonder-Rubriken einzustellen, so dass möglichst viele von meinen Erfahrungen profitieren können. So hoffe ich, daß sich die nicht unerhebliche Arbeit des Abfassens der Berichte nochmals etwas besser rentiert und vielleicht dem ein oder anderen weiterhelfen kann.



    1. Bremsen-Upgrade: EBC-Bremsscheiben / Cool Carbon-Beläge / Stahlflexleitungen


    Warum?


    Wenn man die Motorleistung deutlich nach oben schraubt, erscheint es sinnvoll, auch über eine Verbesserung der Bremsleistung nachzudenken. Das serienmäßige Bremssystem des 335i ist eigentlich schon sehr gut – die vorderen Bremsscheiben sind groß (348mm Durchmesser) und die Bremsbeläge verkraften auch höhere Beanspruchung gut. Daher hat es auch Alpina beim auf dem 335i basierenden B3 Biturbo / B3 S Biturbo mit bis zu 400 PS bei den Serienbremsen belassen und nur beim mehr auf den Rennstreckeneinsatz getrimmten Sondermodell B3 GT3 eine andere Bremsanlage verbaut. Mir persönlich ging es weniger um die Bremsleistung aus höheren Geschwindigkeiten, die ich bislang als ausreichend empfand, sondern mehr um zwei Dinge:
    • gleichbleibende Bremsleistung und lineares Bremsgefühl beim gelegentlichen Einsatz des Fahrzeugs auf der Nordschleife und
    • verbessertes Naßbremsverhalten.


    Nach zwei Runden auf der Nordschleife teilten mir die Serien-Bremsen mit zunehmendem Fading unmißverständlich mit, daß jetzt erstmal an eine Pause zu denken sei, und bei starkem Regen machte ich mehrfach die Erfahrung, daß das Auto beim Bremsen anfänglich stark zu einer Seite zog. Das letztgenannte Problem wies auf einen Wasserfilm auf den Bremsscheiben hin; ich hatte dies auch bereits bei meinem vorherigen Fahrzeug (Alpina B3 E46) und hatte es damals mit geschlitzten Bremsscheiben (ATE PowerDisc) gelöst. Angeblich sollte dies beim E9x nicht mehr auftreten, da die Scheiben durch kurzzeitiges Anlegen der Bremsklötze "trockengebremst" werden; die praktische Erfahrung zeigt jedoch, daß das nicht (ausreichend) funktioniert.


    Also: ein Bremsen-Upgrade mußte her! Hierzu gibt es prinzipiell zwei Lösungen: Die erste Möglichkeit ist der Einbau einer kompletten Bremsanlage (sogenanntes "Big Brake Kit") von Herstellern wie Brembo, StopTech, AP Racing oder Performance Friction, mit größeren Bremsscheiben, speziell darauf abgestimmten Bremsbelägen, Mehrkolben-Bremssätteln und Stahlflex-Bremsleitungen. Vorteil dieser Lösung ist, daß es sich um ein abgestimmtes Komplett-System handelt, welches hinsichtlich Bremsleistung, Dosierbarkeit und Fading-Resistenz ganz klar die optimale Lösung darstellt; der Nachteil ist der Preis, da solche Systeme mehrere Tausend EUR kosten. Aus finanziellen Gründen kam das für mich daher (zunächst) nicht in Frage.


    Eine preiswerte Alternative hierzu ist ein Upgrade der Serien-Bremse durch einen Austausch der Bremsscheiben, der Montage anderer Bremsbeläge sowie Stahlflexleitungen. Da auch diese Lösung eine Verbesserung des Naßbremsverhaltens durch den Einsatz von geschlitzten Bremsscheiben versprach und bekanntermaßen andere Bremsbeläge bereits sehr viel zu einer verbesserten Fading-Resistenz beitragen können, entschied ich mich für die Umsetzung dieser Lösung.



    Wie?


    Stahlflexleitungen sind verhältnismäßig preiswert zu haben, diese führen im Gegensatz zu den serienmäßig verbauten Gummi-Leitungen zu einem direkteren Pedalgefühl. Meine Wahl fiel auf solche von Goodridge, Kostenpunkt war etwa 140 EUR für ein komplettes Set (vorne und hinten). Eine ABE war diesen beigefügt, so daß einem legalen Einsatz nichts im Wege stand.


    Bei den Bremsbelägen trug ich mich eine Zeitlang mit den Gedanken, solche von EBC einzusetzen, verwarf dies aufgrund von nicht immer konsistent guter Erfahrungen hiermit aus den Internet-Foren wieder. Demgegenüber hatten die Beläge von Cool Carbon sehr gutes Feedback in den US-Foren auch beim Einsatz auf der Rennstrecke und waren noch dazu verhältnismäßig preiswert (kompletter Satz für Vorder- und Hinterachse für ca. 200 EUR, etwa unter folgendem Link bei European Auto Source), so daß ich diese einbauen ließ.


    Bilder:


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    Bei den Bremsscheiben gab es leider nur wenig Auswahl – die oft kritisierten Scheiben von Zimmermann fielen bei mir gleich durch, und ansonsten gab es zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur solche von http://www.ebc-bremsen.de/Startseite.htm//]EBC[/URL]. EBC ist als Hersteller von Belägen und Bremsen seit langem bekannt, und es gab dort Bremsscheiben mit der Bezeichnung Turbo Groove. Diese waren genutet und geschlitzt, also nicht gelocht, was mir entgegenkam, da gelochte Scheiben unter Umständen die Tendenz haben, einzureißen; außerdem sind sie mit einer goldfarbenen Beschichtung zur Korrosionsbeständigkeit beschichtet. Wie sich aus dem o.g. Link ergibt, kostet ein komplettes Set etwa 500 EUR.


    Bild:
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    Schließlich ließ ich auch noch die Bremsflüssigkeit durch eine höherkochende ersetzt; meine Wahl fiel dabei auf das bekannte ATE Super Blue Racing:

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    Der Einbau war insgesamt unproblematisch, auch wenn laut Aussage meiner Werkstatt die Stahlflexleitungen nicht zu 100% paßten und daher etwas angepaßt werden mußten. Von anderen Nutzern, die ebenfalls diese Stahlflexleitungen verbaut haben, habe ich dies allerdings nicht gehört, so daß es sich eventuell um einen Einzelfall handelte.


    Die Bremsscheiben selbst haben weder ABE noch ein TÜV-Gutachten, so daß ich hierfür eine Einzelabnahme durchführen lassen mußte; ein bereits existierendes Vergleichsgutachten der Scheiben (für einen Nissan 350 Z) reichte dafür leider nicht aus. Daher mußten detaillierte Zeichnungen der Scheiben sowie eine Bestätigung des Herstellers hinsichtlich der Einhaltung von Qualitätskontrollen bei der Fertigung vorgelegt werden. Das kostete insgesamt etwa 400 EUR; soweit jemand in eine ähnliche Lage kommen sollte, hier sind die Zeichnungen für die Bremsscheiben:


    Bremsscheibe Vorderachse
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    Bremsscheibe Hinterachse
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    Anbei ein Foto des Endresultates – das Wetter war beim Anfertigen des Fotos leider nicht so gut und es ist daher etwas dunkel:


    [Blockierte Grafik: http://www.treffbilder.de/images/55091730/dscn3328hms2.jpg]



    Verbesserungen?


    Unmittelbar nach dem Einbau war zunächst einmal eine deutliche Verschlechterung der Bremsleistung zu verzeichnen – wesentlich größerer Pedalweg war notwendig, die Bremsen fühlten sich sehr stumpf an. Das allerdings ist vollkommen normal – bei neuen Scheiben und Belägen muß sich zunächst ein gewisser Abrieb des Belages auf den Scheiben einstellen, so daß eine Oberfläche zur Reibung zwischen den beiden Komponenten entsteht. Cool Carbon empfiehlt daher eine genaue Prozedur zum Einbremsen, die unter diesem Link aufgerufen werden kann. Dazu muß man eine Reihe von Bremsungen bei steigender Geschwindigkeit durchführen – ich machte 10 Bremsungen von 120 auf 40 km/h, und das insgesamt viermal. Im Anschluß daran hatte sich das Bremsgefühl signifikant verbessert, war aber immer noch nicht perfekt; erst nach etwa 1500 Kilometern war alles so, wie es sein sollte: Knackiger Biß beim Betätigen des Bremspedales (allerdings weniger scharf als bei den Serien-Bremsen), sehr lineare Bremswirkung und praktisch kein Fading. Die Cool Carbon-Beläge produzieren auch etwas weniger Bremsstaub als die Serien-Beläge.


    Kurze Zeit später konnte ich die Bremsen auch auf der Nordschleife testen und war sehr davon angetan – wesentlich weniger Fading (auch nach 4 Runden hielten die Bremsen), sehr lineare Bremswirkung (wichtig gerade auf der Rennstrecke zur Berechenbarkeit des Bremsweges und der Bremspunkte), und je heißer die Bremse wurde, desto besser biß sie zu, wohl ein Resultat des Erreichens der optimalen Betriebstemperatur für die Bremsbeläge.



    Probleme / Nachteile?


    Das Einbremsen der Beläge ist etwas nervig, auch da man eine verhältnismäßig wenig befahrene Straße finden muß, wo nicht sofort jemand die Polizei verständigt, da dort jemand wie ein Geisteskranker beschleunigt und abbremst.


    Ansonsten kann man natürlich auch das Preis- / Leistungsverhältnis in Frage stellen, da inklusive Einbau der ganze Spaß fast 2000 EUR gekostet hat und somit zumindest in Schlagweite zu einer Komplett-Bremsanlage für die Vorderachse kommt. Soweit man daher nur an einer Verbesserung der Fading-Resistenz interessiert ist, kann man daher eventuell auch nur die Bremsbeläge tauschen.



    Noch aktuell?


    Vor einigen Monaten wurde auf meinem Fahrzeug eine komplette Bremsanlage von Performance Friction verbaut.


    Alpina_B3_Lux

    Audi R8 V10 + BMW 530d xDrive F11 - Reinigung verkokter Einlaßventile: 335i / 135i [N54+N55-Motor] / 1M / Alpina B3 / 325i / 330i [E9x] / 523i / 528i / 530i / 535i [E60/F10] / Mini Cooper (S) schonend mit Walnuß-Granulat-Strahlverfahren durch Werkstatt in Luxemburg (Nähe Trier) - PN f. Details

  • Auch wenn es falsch schon langweilig wirkt wenn ich das sage:


    Klasse Anleitung wie immer. Die gehört angepinnt.



    ps:
    Bin auf deinen Bericht über die Performance-Friction gespannt !!

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


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  • Macht es sinn bei einem Bremsflüssigkeitswechsel zB für den 335i auf das ATE Super Blue Racing
    oder doch das Standard BMW ATE SL?


    Gruß Wolle

  • Macht es sinn bei einem Bremsflüssigkeitswechsel zB für den 335i auf das ATE Super Blue Racing
    oder doch das Standard BMW ATE SL?


    Gruß Wolle

    Ja. Das Super Blue hat höhere Siedepunkte. Siehe hier: Bremsflüssigkeiten - lesenswerter Artikel von the_bruce


    Alpina_B3_Lux

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  • Hatte ich soweit bei ATE auch einsehen können


    [Blockierte Grafik: http://www.ate.de/generator/www/com/de/ate/ate/themen/10_produkte/30_bremsfluessigkeiten/img/img_bremsfluessigkeiten_uebersicht_gross_de,property=original.jpg]



    Wusste nur nicht ob es Sinn macht mit Serien Bremsanlage und ohne Stahlflex Leitungen usw....
    Aber danke!


    Gruß Wolle

  • Macht es sinn bei einem Bremsflüssigkeitswechsel zB für den 335i auf das ATE Super Blue Racing
    oder doch das Standard BMW ATE SL?


    Gruß Wolle


    Für den normalen Alltag ist m. E. Ate SL.6 oder eine DOT5.1 das Optimum. Dank der niedrigen Viskosität
    funktioniert DSC damit auch noch bei heftigem Frost schön feinfühlig. Da werden viele andere BF bereits
    etwas dickflüssig und dann arbeiten die Ventile im ABS/DSC-Block träger, was zu gröberem Regelverhalten
    führt.
    Nur wenn man ab und zu eine Rennstrecke besucht oder öfter Alpenpässe etwas flotter nicht nur hoch,
    sondern auch runter fährt, dann ist eine BF mit höherem Siedepunkt erforderlich. Und übrigens auch
    ein häufigerer Wechsel, bspw. alle 6 bis 12 Monate.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


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  • Jetzt kommt Licht in die Sache ^^


    Danke.. Nehme gerne die Expertentipps auf...


    Reicht es die Bremse bzw. die Kupplung über die alte Methode per Pedal drücken (Druckaufbau) und Ventil - öffnen/ schließen an den Zylindern zu entlüften oder ist es VIEL wichtiger mit einer Vakuummaschine?


    Gruß Wolle

  • Mit der Maschine ist es schonender für die Dichtungen im HBZ. Es geht aber auch klassisch manuell.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


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  • Mich würde mal interessieren wie die Lautstärke bzw. das Verhalten der EBC TurboGroove insgesamt waren.


    Hatte die im Focus ST mit EBC RedStuff gefahren und da wurde es doch bei ordentlicher Temperatur recht laut und vibrationsreich.

  • Hey Alpina_B3_Lux!


    Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen...super Beschreibung! :applaus:
    Stehe gerade vor der Entscheidung welche Bremsscheiben/beläge ich als nächstes verbauen werde.
    Möchte einen guten Kompromiss zwischen Preis/Leistung/Optik.


    Hätte da aber ein paar Fragen. :huh:
    Eine davon ist die selbe wie sie mrZAKspeed schon gestellt hat.
    Man liest immerwieder davon, dass geschlitzte/genutete/gelochte Bremsscheiben einbußen im Komfort bedeuten.
    Wie hast du es im Gegensatz zu den Serienscheiben empfunden? Sind die von dir verwendeten EBC-Scheiben viel lauter gewesen?


    Und wie siehts eigentlich mit dem Verschleiß aus? Kann man pauschal sagen, dass Sportbremsscheiben und Beläge um eine ungefähre Prozentzahl schneller verschleißen? (natürlich bei gleichbleibender Fahrweise ;) )


    Eine Frage noch zu den Belägen. Ich würde die Turbo Groove höchstwahrscheinlich mit EBC Greenstuff oder Yellowstuff kombinieren (auch wenn nicht alle damit zufrieden sind). Passen da auch die Verschleißsensoren von ATE oder muss ich spezifisch für EBC auch deren Sensoren verwenden?


    Würde mich freuen wenn mir jemand diese Fragen beantworten kann, der es auch wirklich weiß. :P