Zwei Dinge muss ich dazu noch loswerden:
Wir haben ja hier festgestellt, dass es meist sinnvoll ist nicht an die Grenzen zu gehen,
wozu man diese Grenzen natürlich erst mal kennen muss. Das hieße bspw., dass ich ver-
bindlich weiß, welche Kolben, welche Legierung für den Zylinderkopf oder die Abgastur-
bine der Hersteller bei diesem Motor in der Herstellung eingesetzt hat. Das wird schon
schwierig genug. An diese Daten kommt man als Außenstehender i.d.R. gar nicht heran.
Worum es mir dabei eigentlich geht:
Mehr als unglücklich finde ich dabei, dass nach meinem Empfinden ein Wettrüsten ein-
gesetzt hat, das mit der Existenz von Internetforen und der zunehmenden Zahl von sog.
"Tunern" (ich wiederhole mich: Softwareaufspielern), die einen eigenen Rollenprüfstand
besitzen nach meinem Empfinden extrem stark zugenommen hat. Der Forianer möchte
ein Ergebnis vorweisen können, das die Mitleser beeindruckt. Niemand möchte sich mit
einem "schwachen" Ergebnis blamieren. Und selbstverständlich gerät dadurch auch der
"Tuner" unter Druck möglichst viel herauszuholen. In der Konsequenz führt das nicht nur
zu tendenziell "optimistischen" Prüfstandsläufen (ein eigenes Thema), sondern auch zu
grenzwertigen Abstimmungen.
Das ist der Druck des Marktes !! Die Käufer fordern es (sehr oft weil sie es nicht besser
wissen), die Anbieter müssen es liefern, sonst bleiben die Kunden aus. Und wie Black-
frosch schon sagte kann man als Laie die Qualität der Abstimmungsarbeit in ihrer vollen
Tiefe sowieso nicht beurteilen. Solange der Eimer stramm zieht und rund läuft ist man
zufrieden. Bis dann mal was kaputt geht, und dann wird auf den Hersteller geschimpft . . .
Warum nicht bspw. einen 325d N57 auf 230 PS bringen? Sind rund 13 % mehr Dampf nicht
auch schon was? Nein, mir ist klar, als Tuner muss man da schon mindestens die Leistung
des 330d bieten, eher mehr. Schon weil andere es tun. Mit der Folge, dass man dann im
beschriebenen Dilemma steckt.
Der zweite "große" Punkt, den ich schon seit Jahren mal loswerden muss:
Bekanntlich muss man, wenn man was verkaufen will, die Vorzüge des Produkts preisen,
und die Schattenseiten klein reden. Bei Leistungssteigerungen sind das bspw. ein oft
nicht vorhandenes Gutachten ("sieht doch sowieso keiner"), und die Auswirkungen auf
die Lebensdauer ("vom 116d bis zum 125d sind doch sowieso alle die gleichen Zwoliter").
Natürlich neigt man dann auch dazu Euphemismen zu kreieren. Besonders beliebt ist das
Wort "Optimierung". Leute, wie mir das auf den Sack geht. Klar, "Optimierung" klingt viel
schöner und harmloser, als würde man etwas "noch besser" machen als es bislang schon
war. Das ist reine Selbstverarschung. In den allermeisten Fällen (ja, der M47 lässt grüßen)
kann ich die Motorsoftware eines BMW-Motors der Neuzeit nur ändern ("modifizieren"),
aber selten "optimieren". Warum das ein Einzelkämpfer i.a.R. nicht kann - siehe ersten
Absatz ganz oben.
Ich plädiere daher für mehr Ehrlichkeit in der Wortwahl. Modifizieren, ändern, anpassen -
alles ok, so hat man das auch jahrelang genannt. Aber veräppeln muss man die Leute nicht.
Und "Optimieren" ist Veräppeln. Ausnahmen bestätigen die Regel.