Diskussionsthread zur Leistungssteigerung von Diesel - und Benzinmotoren der E90 Reihe

  • Zwei Dinge muss ich dazu noch loswerden:


    Wir haben ja hier festgestellt, dass es meist sinnvoll ist nicht an die Grenzen zu gehen,
    wozu man diese Grenzen natürlich erst mal kennen muss. Das hieße bspw., dass ich ver-
    bindlich weiß, welche Kolben, welche Legierung für den Zylinderkopf oder die Abgastur-
    bine der Hersteller bei diesem Motor in der Herstellung eingesetzt hat. Das wird schon
    schwierig genug. An diese Daten kommt man als Außenstehender i.d.R. gar nicht heran.


    Worum es mir dabei eigentlich geht:


    Mehr als unglücklich finde ich dabei, dass nach meinem Empfinden ein Wettrüsten ein-
    gesetzt hat, das mit der Existenz von Internetforen und der zunehmenden Zahl von sog.
    "Tunern" (ich wiederhole mich: Softwareaufspielern), die einen eigenen Rollenprüfstand
    besitzen nach meinem Empfinden extrem stark zugenommen hat. Der Forianer möchte
    ein Ergebnis vorweisen können, das die Mitleser beeindruckt. Niemand möchte sich mit
    einem "schwachen" Ergebnis blamieren. Und selbstverständlich gerät dadurch auch der
    "Tuner" unter Druck möglichst viel herauszuholen. In der Konsequenz führt das nicht nur
    zu tendenziell "optimistischen" Prüfstandsläufen (ein eigenes Thema), sondern auch zu
    grenzwertigen Abstimmungen.


    Das ist der Druck des Marktes !! Die Käufer fordern es (sehr oft weil sie es nicht besser
    wissen), die Anbieter müssen es liefern, sonst bleiben die Kunden aus. Und wie Black-
    frosch schon sagte kann man als Laie die Qualität der Abstimmungsarbeit in ihrer vollen
    Tiefe sowieso nicht beurteilen. Solange der Eimer stramm zieht und rund läuft ist man
    zufrieden. Bis dann mal was kaputt geht, und dann wird auf den Hersteller geschimpft . . .


    Warum nicht bspw. einen 325d N57 auf 230 PS bringen? Sind rund 13 % mehr Dampf nicht
    auch schon was? Nein, mir ist klar, als Tuner muss man da schon mindestens die Leistung
    des 330d bieten, eher mehr. Schon weil andere es tun. Mit der Folge, dass man dann im
    beschriebenen Dilemma steckt.



    Der zweite "große" Punkt, den ich schon seit Jahren mal loswerden muss:


    Bekanntlich muss man, wenn man was verkaufen will, die Vorzüge des Produkts preisen,
    und die Schattenseiten klein reden. Bei Leistungssteigerungen sind das bspw. ein oft
    nicht vorhandenes Gutachten ("sieht doch sowieso keiner"), und die Auswirkungen auf
    die Lebensdauer ("vom 116d bis zum 125d sind doch sowieso alle die gleichen Zwoliter").
    Natürlich neigt man dann auch dazu Euphemismen zu kreieren. Besonders beliebt ist das
    Wort "Optimierung". Leute, wie mir das auf den Sack geht. Klar, "Optimierung" klingt viel
    schöner und harmloser, als würde man etwas "noch besser" machen als es bislang schon
    war. Das ist reine Selbstverarschung. In den allermeisten Fällen (ja, der M47 lässt grüßen)
    kann ich die Motorsoftware eines BMW-Motors der Neuzeit nur ändern ("modifizieren"),
    aber selten "optimieren". Warum das ein Einzelkämpfer i.a.R. nicht kann - siehe ersten
    Absatz ganz oben.
    Ich plädiere daher für mehr Ehrlichkeit in der Wortwahl. Modifizieren, ändern, anpassen -
    alles ok, so hat man das auch jahrelang genannt. Aber veräppeln muss man die Leute nicht.
    Und "Optimieren" ist Veräppeln. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


    sent from NSA monitored device

  • Es wirkt halt auf den ersten Moment so, wenn quasi gleichzeitig der Verbrauch sinken und die Leistung steigen soll.
    Es fragt nur scheinbar keiner nach, wie das zustande kommt bzw überhaupt funktionieren kann ;) Wenn es naheliegend und ohne "aber" wäre, müssten die Hersteller schließlich schön blöd sein, es nicht gleich selbst zu machen.



    Von meinem iPhone gesendet.

  • Das mit den Verbrauchseinsparungen ist in vielen Fällen sowieso Quatsch.
    Gerne wird mit dem höheren Drehmoment argumentiert, das einem in ach
    so vielen Fällen (das theoretisch etwas verbrauchsintensivere) Herunter-
    schalten erspart. Ob das nicht eher Ausnahmesituationen sind? In der Pra-
    xis wird man wohl eher das Mehr an Schub genießen und mehr verbrauchen.


    Ich sehe da eher eine andere Ausnahme, die mglw. wirklich eine kleine Ver-
    brauchsersparnis ermöglicht: Motoren, die werksseitig ein wenig fetter ab-
    gestimmt sind. Auch Ottomotoren arbeiten ja nicht grundsätzlich immer
    mit Lambda = 1, und Diesel laufen sowieso mit ordentlich Luftüberschuss.
    Natürlich kann man etwas Sprit sparen, wenn man einen Motor auf der
    mageren Seite des Machbaren laufen lässt. Nur wird es einen Grund geben,
    wenn der Hersteller es anders macht. Verschwörungstheoretiker wittern
    nun böse Absicht. Sie glauben, Hersteller und Ölscheichs hätten sich abge-
    sprochen und wollen, dass wir schön viel Rohöl verballern. Aber es gibt da
    vielleicht auch noch Abgasverhalten, Verbrennungs- und Abgastemperatu-
    ren und Bauteilfestigkeiten, auf die die Entwickler Rücksicht nehmen muss-
    ten. Vielleicht waren die hochwarmfesten Kolben oder die gefrästen TiAl-
    Turbinchen einfach nicht drin im Budget. Mit leicht fetterem Gemisch kühlen
    ist garantiert billiger. Und dann würde ich mir zweimal überlegen diesen Mo-
    tor heißer laufen zu lassen, zumindest nicht bei höheren Lasten.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


    sent from NSA monitored device

  • the bruce: wobei doch bei einem Diesel, Schmierung der Pumpe außer Acht, das fettere Gemisch meines Wissens heißer läuft bzw den Motor stärker belastet? So hatte ich es mal in Erinnerung.


    Intel hat mal Strom mit dem Motto "hurry up, get idle" gespart, trotzdem ein Turbo-Modus erst einmal Spannung und Takt anhob (über das normale Maximum hinaus).
    Wer beim Auto allerdings wirklich im halben überholen vom Gas geht, um dann zu "coasten" (nannten sie es so bei Le Mans?), ist sicher eine berechtigte Frage.



    Von meinem iPhone gesendet.

  • Ja Radical, fetter ist bei Diesel mit mehr Abgastemperatur (!) verbunden.


    Beim ECO Tuning geht es drum sich von den Abgasgrenzwerten zu verabschieden und alles auf thermische Effizienz zu stellen. Man optimiert quasi nur woanders hin....


    Macht aber kaum ein Tuner. Meistens sind dort nur BC Verbrauch durch Verbiegen der Einspritzzeit "optimiert".

    TDI Wer nichts weiß, muss alles glauben!

  • So hätte ich auch den Begriff "Optimierung" verstanden.
    Man macht es nicht besser, sondern setzt ein anderes Ziel, evtl auch mit anderen Grenzen.
    Ähnlich wie beim Sportfahrwerk (i.a.R.): es kann was besser, hat dafür aber auch Nachteile.


    Das war auch ein Grund für Eberl irgendwo: das, was sie noch anbieten, ist ein Gebiet wo wirklich das Resultat zählt und wo Langlebigkeit, genau wie Effizienz, ganz weit oben auf der Liste stehen.



    Von meinem iPhone gesendet.

  • Kann ich nicht sagen.
    Ich weiß nicht was dazu nötig ist, Spezielle Software oder so.
    Bei seinen Optimierungen kommt auf jedenfall kein Eintrag im Schadow Speicher.
    Das kann ich dir sagen.


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