Hallo BMW-ler,
ich bin neu hier und hatte das selbe Problem, Fehlercode 5E20, und die Sache nach 2 Wochen glücklich gelöst.
Auch bei meinem E91 320d leuchteten eines Abends beim Motorstart ohne Vorwarnung die
Lämpchen für Bremse und DSC auf. Dazu die Textmeldung "DSC ausgefallen" und "DBC ausgefallen".
Tipps wie 30 Minuten Batterie abklemmen brachten nichts. Das ABS blieb zum Glück in Betrieb.
Bei BMW wurde dann der Fehlerspeicher ausgelesen mit Freitext-Ergebnis
"DSC-Steuergerät ausgefallen" und mir dann der Preis für das
Steuergerät von 1556,-- Euro kredenzt. Dazu noch Einbauarbeiten von rund 400
Euro. Auf Nachfrage war es dann der berüchtigte Fehler 5E20, also ein Ausfall
des Drucksensors im DSC.
Langes Suchen im Internet und viel Nachfragen haben dann folgendes ergeben:
Verbaut ist bei mir ein DSC-Steuergerät / DSC-Aggregat ATE MK60. Das Gerät
besteht aus 3 Hauptteilen, zum einen das Steuergerät selbst und dann das
Hydroaggregat (Ventilblock) und der ABS-Pumpen-Motor. Der defekte Drucksensor befindet sich
im Hydroaggregat, ist anscheinend etwas empfindlich und gibt mal gerne den
Geist auf. Bei BMW gibt es (siehe original-BMW-Teilekatalog im Netz) alternativ
zum kompletten Steuergerät einen Reparatursatz für das Steuergerät für 900,--
Euro. Ob der dann das Steuergerät oder die Hydroeinheit betrifft, konnte ich
nicht rausbekommen.
Alternativ zur teuren BMW-Methode gibt es dann noch einige Firmen, die entweder
den gesamten Block, also das ATE MK60, nach Einsenden innerhalb einiger Tage
prüfen und reparieren oder ein überholtes Gerät im Austausch zusenden. Man muss
also das defekte Gerät dann wieder zurückschicken. Die Preise liegen so im Bereich
zwischen 300,-- und 500,-- Euro. Einige übernehmen auch selbst die gesamte
Einbauarbeit ins Fahrzeug. Einfach mal google´n. In Frage kommen
z.B. abs-steuergeraete.de, ecu.de, pfzpix.de und actronics.eu (der arbeitet
aber nur fürs Handwerk).
Andere bieten an, nur das Hydroaggregat gegen ein generalüberholtes
Austauschteil zu ersetzen (hier muss man wieder das alte Teil zurückschicken).
Zumindest ein Anbieter in Deutschland und zwei in England. Die Preise liegen
incl. Porto zwischen ca. 190 Euro (England) und 290 Euro (Deutschland). Einfach
mal in ebay suchen mit: "ATE MK60, Hydraulikblock, valve block, pressure pump"
oder Teilenummer "34516…". Die ebay-shops heißen z.B.: bba-reman,
ecu-testing, ecutechnik. Das Zerlegen des ATE MK60 bei Austausch des
Ventilblocks ist kein Aufwand, dauert vielleicht 10-15 Minuten (siehe "Anleitung"
unten).
Alle o.g. Firmen bieten Garantie, i.d.R. 24 Monate, die Engländer "Liftime".
Von Teilen vom Schrottplatz wurde mir mehrmals abgeraten, weil man nicht wissen
kann, ob und wie lange diese Geräte noch halten werden und vor allem wo sie
herkommen und was sie vielleicht schon erlebt haben (Unfall-Fahrzeuge).
Beim Austausch des kompletten ATE MK60, also mit Steuereinheit, muss dieses dann
über ein Diagnosegerät (also i.d.R. zu BMW damit) neu codiert werden. Auch nicht
gerade billig. Wird nur das Hydraulikaggregat getauscht bleibt das Steuergerät
selbst erhalten, eine Neucodierung ist dann nicht erforderlich.
Jetzt könnte man denken, dass der Austausch des Ventilblocks (ohne Steuergerät)
oder die Reparatur des eigenen Geräts auch zu Hause in der Garage kein Problem wäre.
Falsch gedacht ... außer man hat ein Diagnosegerät oder die entsprechende
Ausstattung für den Laptop (hier notwendig Diagnoseprogramm INPA).
Das große Problem ist nämlich die Entlüfterei. Laut BMW TIS und "So wird’s gemacht"
braucht man, weil unvermeidbar Luft in den Ventilblock gekommen ist, auf jeden Fall
ein Diagnosegerät (das steuert den Entlüftungsmodus und gibt Anweisungen "jetzt
Ventil auf", "jetzt Ventil zu", "jetzt Bremspedal treten", "jetzt Bremspedal lösen" usw.)
und ein Bremsentlüftungsgerät. Der altbekannte Pumpbetrieb reicht da keinesfalls aus.
Einfache Druck-Entlüftungsgeräte (über Druck aus Ersatzreifen) gibt´s über ebay
ab 40,-- Euro und Diagnoseausstattung für rund 140,-- Euro.
Ein Unterdruckentlüftungsgerät, das über den Radbremszylinder die Flüssigkeit
ansaugt, dürfte wohl nicht funktionieren.
Wer also ausreichend Talent und Erfahrung und vielleicht einen Einblick ins TIS
hat (gibt´s auch im Netz nachzulesen) hat dann wohl keine Probleme, die Sache
selbst zu beheben. Ansonsten lagen in meinem Fall Angebote von entsprechend
ausgestatteten freien Werkstätten (nur für die Austauscharbeit und
Bremsenentlüftung) bei ca. 300 Euro. Den Zeitaufwand gaben die mit ca. 2,5
Stunden an. Beim Austausch des gesamten Blocks, also einschl. Steuergerät,
kommt dazu noch die Neucodierung.
Ich hab mir die Diagnosegerätschaften (Interface, INPA-Software u.a.) für den
Laptop bei pc-masch.de (auch bei ebay, freundlicher Service und schnelle Abwicklung.
Antwortet auf E-Mails auch mal abends und am Wochenende) und ein
40-Euro-Überdruckentlüftungsgerät über ebay besorgt. Dann das Hydroaggregat
aus England von bba-reman kommen lassen (nach 2 Tagen war es in Bayern
angekommen). Dazu noch 2 Liter Bremsflüssigkeit und 4 mEntlüftungsschlauch
besorgt (je Rad 1 m, dann spart man sich die ewige Umsteckerei des Schlauchs).
Dann das ganze in der Garage selbst erledigt. Hat zwar 3,5 Stunden gedauert
(ohne Helfer) und hat mich komplett rund 400 Euro gekostet, ich bin jetzt aber
auch um eine Zu-Hause-Diagnosemöglichkeit (kann man ja auch weiterverkaufen)
und ein Entlüftungsgerät reicher. Beides kann man aber auch in Zukunft noch
brauchen.
Hier eine kleine Beschreibung vom Heimwerker (ohne Gewähr) zum Zerlegen/
Zusammenbau des ATE MK60:
(Für Selbermacher oder als Info für die Werkstatt, die sich das nicht zutraut.)
ACHTUNG!!!
Unbedingt auf die Reihenfolge beim Zerlegen achten. Sonst können die
Stromkontakte für den Pumpenmotor abbrechen.
Das ATE MK60 wird nur von 2 längeren Torx-Schrauben zusammengehalten.
Diese (an der Seite des Pumpenmotors) lösen (Drehmoment ziemlich gering)
und schon fallen die 3 Teile fast von selbst auseinander (also Vorsicht).
Jetzt die wichtige Reihenfolge beim Zerlegen:
1. Steuereinheit gerade und vorsichtig abziehen (nicht übermäßig verkanten,
eine lange Kunststoffbrücke an der Steuereinheit mit den Stromzuleitungen
führt durch den Ventilblock zum Pumpenmotor und könnte bei grober Gewalt
evtl. abbrechen).
2. Erst dann Pumpenmotor mit vorsichtiger Kraft abziehen.
Der Wellenkopf des Motors liegt zwischen zwei hydraulischen Bolzen des
Ventilblocks, die mit einer Federklammer zusammengedrückt werden. Wie ein
Bleistift, den man mit Zeigefinger und Daumen hält und mit der anderen Hand
herausziehen möchte. Mit gefühlvoller Kraftanwendung und ohne Schwung
klappt das einwandfrei. Dazu braucht man kein Werkzeug. Vielleicht ein paar
Millimeter hin und her drehen.
Beim Zusammenbau unbedingt umgekehrte Reihenfolge einhalten!!!
Ansonsten wieder Gefahr von Bruchschäden an den Kontakten! Also erst den
Motor (Bohrung auf Bohrung setzen oder am besten gleich die Torx-Schrauben
einsetzen) und dann die Steuereinheit. Beim Einsetzen
des Pumpenmotors muss man auf einen Punkt achten: Auf der Welle des Motors
sitzt vorne exzentrisch ein breiterer Ring, der beim Drehen die 2 o.g. Bolzen
im Ventilblock abwechselnd antreibt. Beim Zusammenbau den Ring auf der Welle
so positionieren, dass das "dicke Ende" nicht auf die Klammer oder einen
der Bolzen zeigt (sonst klemmts). Dann Torx-Schrauben festziehen...fertig!
Hoffe, ich habe einigen Leuten damit geholfen.
Grüße
Dradinetum