gut zu wissen: Felgen dürfen nicht pulverbeschichtet werden

  • Servus an alle,


    da ich heute Nachmittag gerade meine frisch lackierten Alufelgen vom Lackierer geholt habe, habe ich ihn gleich mal auf das Pulverbeschichten von Felgen angesprochen, da ich gelesen habe, dass BBS das Pulverbeschichten ihrer Produkte verbietet.


    Der Lackierermeister sagte, dass das absolut richtig ist und sie auch keine Felgen pulverbeschichten wegen der Gefahr bezüglich mikroskopischer Haarrisse. Er zeigte mir ein Schreiben der Dekra, welches ebenso bestätigt, dass Felgen nicht pulverbeschichtet werden dürfen.

  • Na komisch.
    BMW hat mir den Wagen verkauft und die Felgen Pulverbeschichten lassen.................
    Dann fahren alle mit pulverbeschichteten Felgen illegal herum oder wie soll man das verstehen :gr:

    Gruß Stefan






    42. NRW Treffen / Stammtisch / Sonntag 14.07.2019 / 14:00 Uhr / CafeDelSol in Herne












    :love:Mein E93 :love:

  • Das erzähle ich ja schon länger, nur will es keiner hören. Ich behaupte allerdings nicht unbedingt,
    dass eine Pulverbeschichtung generell "verboten" ist. Man müsste erst das vollständige Dokument
    mit allen Seiten gelesen haben, und sich weiterhin schlau machen, inwieweit solche Mitteilungen
    der Dekra überhaupt bindend sind, um die Sache abschließend beurteilen zu können.


    Für mich persönlich kam aber eine Pulverbeschichtung noch nie ernsthaft in Frage. Zwar ist die
    Oberfläche robust, aber eine Lackierung ist und bleibt schöner, und vor allem wird auch weniger
    Material aufgetragen. Ich frage mich auch, wie man verhindern will, dass auf Montage/Planfläche,
    Zentrierbohrung und in den Schraubensitzen ebenfalls Beschichtung aufgebracht wird. Dort darf
    aber nichts hin, es muss blank bleiben. Das ist zwar lösbar, aber ich bleibe skeptisch, dass das auch
    immer so gehandhabt wird wie es sein sollte.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


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  • Zuerst dachte ich, dass das ganze hier Quatsch ist.


    Aber man lernt in der Gesellschaft nur fundierte Antworten abzugeben, daher musste ich doch einmal das Werkstoffkundebuch zur Hand ziehen.


    Meines Erachtens ist der springende Punkt die "Ausscheidungshärtung" von Aluminium Legierungen.
    Beim Pulverbeschichten liegt die Einbrenntemperatur auf dem selben Niveau wie die Temperatur (120-175°C) beim "Warmauslagern".


    Dadurch ändert sich beim Einbrennen den Pulverlacks die Festigkeit der Legierung, ob die Legierung fester oder weicher wird, hängt davon ab, welche Härte vor dem Einbrennen vorhanden war.


    Insgesamt ist es daher unklar, ob die Felge nach dem Einbrennen noch den Mindestanforderungen entspricht. Und mit einer gebrochenen oder verformten Felge ist nicht zu spaßen.

  • Man sollte schon genau lesen. In dem Dekra-Artikel steht Temperaturen/Einwirkzeiten von über 90°C/40min. Da steht nicht, dass vom Pulverbeschichten generell abzuraten ist. Nun kenn ich den genauen Einbrennprozess nicht, offenbar gibt es da auch abhängig vom verwendeten Pulver Unterschiede. Aber wenn die Alulegierungen so empfindlich wären, müssten im Motorsport massive Probleme auftreten. Nach drei Runden Nordschleife mag ich meine Felge vorne nicht mehr anfassen. Wie sieht das dann erst im Rennauto aus, wenn das mit rot glühender Bremse in die Box rollt? Ich hab da jedenfalls noch kein Felge auseinanderfallen sehen. Ich seh das daher nicht so kritisch.


    Auflageflächen und Gewinde werden übrigens durch hitzefestes Klebeband oder entsprechende Stopfen geschützt, das ist Stand der Technik. Was einen natürlich nicht vor Idioten schützt, die ihren Job nicht verstehen.

  • Genau lesen? :whistling:


    Wenn einer sowas von sich gibt, nachdem die Vorposter gerade recht vernünftige
    Beiträge vorgelegt haben, dann kommt das irgendwie seltsam arrogant rüber.


    Ich würde eher sagen: Genau lesen ist schön, ein wenig Hintergrundwissen ist aber
    auch nicht zu verachten.


    Du kannst uns ja gerne mal erzählen, wie du eine Pulverbeschichtung durchführen
    willst, ohne dabei 90° zu überschreiten. Und wo wir schon dabei sind - eine Pulver-
    beschichtung hat nicht viel mit einem "Einbrennprozess" zu tun, außer dass es sich
    in beiden Fällen um thermische Prozesse handelt.


    Deine "Beweisführung" mit "nicht mehr anfassen können" ist auch nicht stichhaltig.
    Anfassen kannst du deine Räder schon nicht mehr bei spätestens 60° C. Das sagt
    also kaum was aus. Zur Temperaturmessung empfehle ich ein Infrarothermometer.


    Und letztlich verkennst du grob worum es hier geht. Es kann jeder im Motorsport
    fast alles machen, solange es reglementkonform ist. Die StVZO ist aber nun mal in
    solchen Dingen strenger. Da muss jedes Rad bauartgeprüft sein oder der sichere
    Betrieb mittels eines Gutachtens nachgewiesen werden. Und das enthält Auflagen
    und die sind zu erfüllen. Zwingend. Ob du das nun nachvollziehen kannst oder nicht.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


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  • Holger, schlechten Tag gehabt? Wenn das alles so eindeutig oder gar rechtlich geregelt wäre, würde es in Deutschland wohl kaum zahlreiche Betriebe geben, die allein vom Felgen pulvern leben können. Und wie auch immer man die Empfehlungen aus dem Dekra-Absatz jetzt interpretieren möchte (ich lese daraus ein UND, also "mehr als 40 min lang über 90°C"), scheint es eine allgemein anerkannte Richtlinie oder gar eine rechtliche Grundlage dafür nicht zu geben. So gesehen stochern wir hier alle im Dunkeln! Mit dem Motorsport wollte ich nur ein Beispiel bringen, wo u.a. auch normale straßenzugelassene Alufelgen durch glühende Bremsen und einwirkende Kräfte erheblichen thermischen Belastungen ausgesetzt werden und trotzdem halten. Und der Begriff des "Einbrennens" mag vielleicht physikalisch nicht ganz korrekt sein, geläufig ist er trotzdem, und das auch in Fachkreisen. Gerade mit dieser Reaktion fällt mir bei der Unterstellung von Arroganz ausgerechnet von deiner Seite spontan nur das Sprichwort mit dem Glashaus ein, also lass bitte mal die Kirche im Dorf!