Spurverbreiterung für M3 E92

  • Hallo zusammen,


    folgende Situation:
    Ich habe mir vor kurzem eine M3 Coupé (E92) zugelegt und fahre im Moment die 19" Doppelspeiche 330 im Winter und habe mir jetzt für den Sommer die GTS Felgen (Y-Speiche 359) bestellt... jetzt frage ich mich, welche Spurverbreiterung hier möglich ist und ob die neuen Räder schon von alleine etwas weiter rausstehen als die alten...


    Hier die genauen Angaben:


    Winter: M Doppelspeiche 220
    VA: 8,5x19" ET29 (245 35 R19)
    HA: 9,5x19" ET23 (265 35 R19)


    Sommer: M GTS Y-Speiche 359
    VA: 9x19" ET31 (245 35 R19)
    HA: 10x19" ET25 (265 35 R19)



    Jetzt stehen die Reifen von der Einpresstiefe her ja jeweils 2 mm weiter drinnen... allerdings sind die Felgen jeweils ein halbes Zoll breiter... was macht die Felgenbreite in diesem Zusammenhang aus?
    Denn so wie es jetzt mit den "alten" Felgen ist, ist da noch reichlich Raum für eine Spurverbreiterung, damit das schön "satt" aussieht.

  • deine Sommerräder stehen 4mm weiter aussen als deine Winterräder.


    ich habe bei meinem folgende grösse drauf:


    VA: 9.5x19 ET20 245/35/19
    HA: 11x19 ET25 275/35/19


    meiner ist ziemlich tiefer als original und hab hinten breitere reifen. trotzdem streift überhaupt nix. daher kannst du bei den GTS felgen gut folgende Distanzscheiben montieren:


    VA: 15mm (sind dann noch 2mm weniger weit aussen als meine)
    HA: 12mm (sind dann noch 1mm weniger weit aussen als meine)



    für mehr infos schau doch mal in M-Forum.de. Hier in diesem Forum bin ich wohl einer der einzigstens aktiven Mitglieder der ein M3 hat.

    E82 135i (N55) Fahrer
    ex E87 130i Fahrer (DailyDriver)
    ex E92 M3 Fahrer
    ex E92 335i Fahrer

  • Klar geht da noch was.


    Aber ist sich auch jeder bewusst, dass Distanzen auch erhebliche Nachteile mit sich bringen?


    Einen M3 kauft man sich doch vor allem wegen der Performance. Und die wird ganz sicher nicht
    besser. Die Fahrsicherheit leidet sogar ganz eindeutig. Falls mir da jemand widersprechen möchte
    hoffe ich er kann's auch begründen. Denn ich kann es wenn nötig.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


    sent from NSA monitored device

  • Vielen Dank schon mal für die Antworten - das hilft mir schon mal weiter.
    Dass die Spurverbreiterung sich auf die Fahreigenschaften/Performance auswirkt, ist mir schon klar... aber in welchem Maße macht sich das bemerktbar?


    Robmaster: Deinen M3er hab ich schon bewundert - echt ein schönes Teil... ich hätte mir auch fast einen Roten gekauft, bin dann aber doch bei meiner ersten Wahl - Weiß - gelandet! Deine Reifen sehen schon recht "satt" aus - so stelle ich mir das vor... Hast du mal ein Foto direkt von hinten? Habe in deinem Bilderthread keins gefunden mit den aktuellen Felgen.


  • Mach es doch bitte bei Gelegenheit mal. Würde mich interessieren :)


    Mich auch, bitte kläre uns auf.

    2007 E92 325i | SPACE GREY | INDIVIDUAL MERINO COHIBABROWN | BBS CH-R BLACK 9x20 - 10.5x20
    KW VARIANT II | E9x M3 SUSPENSION PARTS | E93 M3 FRONT ANTI-SWAY BAR | CDV DELETE
    CIC RETROFIT | COMBOX RETROFIT | JBBFE III (D-CAN) RETROFIT
    DIAGNOSE BLOCKER | iDRIVE DATA DISPLAY


  • Mach es doch bitte bei Gelegenheit mal. Würde mich interessieren :)


    me too! würde mich sehr intressieren was 15mm distanzscheiben der Performance/fahreigenschaften verschlechtern...



    flash77: direkt von hinten habe ich leider keines, steht auf meiner to-do liste fürs nächste shooting ;)


    aber hier mal zwei, weiss nicht ob du die schon gesehen hast:


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img696/9827/img2635hz.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img859/194/img2619k.jpg]



    beim nächsten Reifenwechsel werde ich hinten wohl auf 285/30/19 umsteigen. habe die 275/35/19 genommen weil ich mir nicht sicher war obs passt.

    E82 135i (N55) Fahrer
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    ex E92 335i Fahrer

  • Ok, nachdem ich schon geblinzelt habe versuch ich's mal:



    Die Knackpunkte lauten:


    - Lenkrollradius
    - Störkrafthebelarm
    - Elastokinematik
    - Zentrierung


    Ich werde mich aus Zeitgründen eher kurz fassen. Wenn jemand das näher interessiert
    und ihm was unklar ist kann er o.g. Begriffe googeln oder ggf. einfach hier nachfragen.
    Kurz ist dabei sehr relativ. Dazu werden ganze Fachbücher geschrieben und deren Inhalt
    kann man nunmal nicht auf ein paar Zeilen komprimieren.



    Der LRR ist der Abstand zwischen dem Mittelpunkt der Reifenaufstandsfläche (im Fach-
    jargon "Latsch" genannt) und dem Punkt, an dem die gedanklich verlängerte Lenkachse
    auf die Fahrbahn trifft. Dazu musst man bei einfachen Federbein-Vorderachsen (bis E46)
    einfach eine Gerade ziehen von der Mitte des Domlager durch das Führungsgelenk und
    dann eben bis auf den Boden. Bei der Zweigelenk-Federbein-VA des E9X mit getrennten
    Zugstreben und Querlenkern wird's komplizierter, aber selbstverständlich gibt es auch
    da einen LRR.
    Der LRR kann positiv, Null oder negativ sein. Null ist blöd fürs Lenkgefühl, negativ und
    positiv haben jeweils ihre Vorteile. Ein negativer LRR wird heute von den meisten Her-
    stellern bevorzugt weil ein Schiefziehen auf µ-Split sich teilweise selbst kompensiert.


    Wichtig zu wissen: Ob nun positiv oder negativ - der LRR sollte niemals zu groß sein. Und
    mit kleineren ETs (oder Distanzscheiben, geometrisch gesehen das Gleiche) wird der LRR
    in Richtung positiv verändert. Ist er negativ, wird er kleiner, ist er bereits positiv, so wird
    er größer.



    Der Störkrafthebelarm ist was anderes, aber sehr ähnlich. Deshalb wird beides gerne ver-
    wechselt. Gemessen wird er auf Höhe des Spurstangenkopfs und ist daher ein direktes
    Maß für die Störung in der Lenkung. Wer googelt wird zahlreiche Grafiken finden, die das
    bestens erklären. Daher verzichte ich hier darauf es detaillierter zu erklären und behandle
    LRR und SKHA gleich.


    Nun, die Auswirkungen eines (großen) LRR bzw. SKHA:


    - höhere Lenkkräfte
    - deutlich höhere Störeinflüsse von Spurrinnen
    - stärkerer destabilisierender Effekt bspw. von Schneeresten auf der Fahrbahn
    - in Folge schlechterer Geradeauslauf und erhöhter Korrekturbedarf



    Soweit die Fakten. Meine persönliche Meinung dazu:


    Da es einen erheblichen Eingriff in die aufwendig von BMW entwickelte Geometrie des Fahr-
    zeugs darstellt, sollte man genau wissen, was man tut, wenn man es ändert. Um ehrlich zu
    sein - das weiß aber leider kaum einer. Die Risiken dabei minimiert man indem man sich in
    Bereichen bewegt, die es werksseitig gibt. Beim M3 ist das an der VA eben ET29 bis ET31.



    Zur Elastokinematik. Kinematik kommt aus dem Griechischen bedeutet Fahrwerkssektor die
    Bewegung des Rades auf einer vorgegebenen Bahn. Diese Kinematik ist an der VA durch das
    Federbein-Konzept etwas einfacher und bei der hinteren Fünflenker-Achse erheblich kom-
    plexer. Da ist es aber auch wichtiger, vor allem bei einem starken Hecktriebler. Nur ein Bei-
    spiel: Beim Einfedern ergeben sich auch gewollte Änderungen bei Sturz (wird größer) und
    Spur (geht an der HA in Richtung Vorspur, an der VA > Nachspur).


    Nun sind aber aus Komfortgründen alle Lenkerelemente in Gummi gelagert (beim M3 steifer
    als bei normalen E9X). Rennwagen besitzen dagegen spielfreie Unibalgelenke, die eine abso-
    lut präzise Radführung ermöglichen.


    Bei einer normalen Doppelquerlenkerkonstruktion würden solche nachgiebigen Gummilager
    dazu führen, dass sich Längskräfte (Antrieb, Bremsen) direkt in sehr ungünstiger Weise auf
    die Spur auswirken. Beim Beschleunigen wandert das Rad nach vorne und geht auf Vorspur,
    beim Bremsen wird es nach hinten gezogen und geht auf Nachspur. Das wäre völlig inakzep-
    tabel. Deshalb gibt es heute im PKW-Bereich so komplexe Hinterachsen wie bei E9X und Co,
    denn da braucht man nunmal nachgiebige Gummilager, sonst wäre der Komfort unerträglich.
    Die Verformung der Gummilager wird also von Anfang an bei der Auslegung der Achse berück-
    sichtigt und die Kinematik darauf abgestimmt.


    Jetzt spielt es aber - und das ist der Punkt - eine erhebliche Rolle welche Hebelarmlängen
    auf diese Lager und Lenker einwirken und das ändert sich mit der ET der Räder !! Es ergibt
    sich also mit deutlich kleineren ETs zwangsläufig eine falsche Elastokinematik.



    Letzter Punkt, die Zentrierung. Das hat man mit Rädern kleinerer ET selbstverständlich nicht,
    sehr wohl aber hin und wieder mit Distanzscheiben. Die Meisten hier werden wissen, dass Pro-
    bleme damit ab und zu vorkommen. Das liegt dann schlichtweg an der Präzision der Fertigung
    und den sich daraus ergebenden Toleranzen von Radnabe, Distanzscheibe, Zentrierbohrung
    der Felge sowie ggf. des Zentrierrings. Es sollte selbstverständlich sein, dass man ausschließlich
    DS mit Zentrierung verwendet.
    Fakt ist: Wenn man keine Distanzen verwendet, dann ist dieses Problem auch nicht existent.



    Es ist bei allen Änderungen im Bereich Fahrwerk, Rad und Bremse nicht völlig verkehrt sich
    gewisser Problematiken bewusst zu sein und einfach etwas Augenmaß zu bewahren. Darum
    ging es mir. Sonst wundert man sich in manchen Situationen über ein "seltsames Verhalten"
    seines Autos und weiß nicht wieso es das macht. Oder noch viel schlimmer, man baut einen
    Unfall und weiß nicht was passiert ist.

    Grüße




    "Ich mag keine Probleme, ich stehe auf Lösungen."


    ein Chemiker


    sent from NSA monitored device

  • Klasse Erklärung! Hut Ab für das Wissen... möchte da auch echt nix dran aussetzen.


    Frage ist halt, inwieweit sich das in der Praxis auch merkbar auswirkt bei 12/15 mm...