Motor einfahren bzw. warmfahren

  • Wenn man beim Einfahren nur 100-130 fahren soll, dann habe ich das wohl gründlich falsch gemacht. Drehzahl varieren = ist logisch, aber ich bin auch gern mal 170-180 gefahren - natürlich nur ein paar Minuten.


    Da die Drehzahl bei der Geschwindigkeit allen BMW-Regeln und allen Regeln vorsichtigen Einfahrens entsprach, dachte ich das muss im grünen Bereich sein.


    Hmm...


    Gruß, adler

  • Der Händler, der uns das Auto verkauft hat, meinte ebenfalls Einfahren sei nicht mehr so richtig nötig etc. wegen der Fertigungstolernzen.


    Andere haben mir erzählt, daß erzählen Sie nur, weil sie kein so großes Interesse an einer wirklich langen Lebensdauer des Motors haben ...


    Die Wahrheit liegt bestimmt dazwischen.


    Find ich ja interessant, daß andere auch schon mal vertreten haben, daß robustes einfahren nichts schlechtes sein MUSS. Was ich da berichtet habe ist wie gesagt sehr lange her und war ne reine Gefühlssache


    Gruß

  • Solange mir keiner sagen kann was exakt beim "Einfahren" passiert mit dem Motor halte ich das nach heutigem Maßstäben für überflüssig.


    Das Einspielen gewisser sicherlich noch vorhandener Toleranzen sollten nach wenigen km erledigt sein und keine 10tkm dauern.


    Auch die berühmte 10tkm-Leistungssteigerung ist wohl eher ein Märchen als faktisch zu belegen. Ich hab bei meinem jedenfalls nichts bemerkt.


    Ich denke, man sollte da einfach den gesunden Menschenverstand nutzen. Und sich nicht sklavisch an Regeln halten, die vor 50 Jahren mal aufgestellt wurden.


    Grüße
    SR

  • Zitat

    Original von _SR_
    Es gibt keine Drehzahlbegrenzung je nach Motortemperatur. Evtl. verwechelst du das mit dem variablen roten/gelben Bereich in einigen Modellen.


    Ich mach sowas ja nicht, aber meine Freundin hat mir mal berichtet als sie Leistung abrufen wollte während der Motor kalt war. Hat mich dann gleich angerufen ob der Motor kaputt ist, oder zwei Zylinder ausgefallen sind. Nun... der Ratschlag auf der Rückfahrt erstmal warmfahren und dann treten hat wohl funktioniert... ;)

  • Also Jungs aufgepasst, mein Vater war längere Zeit für BMW als Mechaniker im Rennsport tätig. Logischerweise konnte ich von seinem Wissen sowie seinen Erfahrungen immer sehr viel profitieren.


    Was SR hier behauptet ist nicht ganz richtig. Sehr wohl ist jeder Motor einzufahren. Und dazu zählen auch die BMW-Motoren. Nur: die heutige Technik und Material erlaubt es, dass diese Motoren nicht mehr die gleiche Laufleistung fürs Einfahren benötigen. Zudem entwickelte man auch stets besseres Motorenöl als z.Beispiel vor 20 oder 30 Jahren. Aber in der heutigen Produktion können die Motoren aus Zeitgründen nicht mehr "eingefahren" werden, sondern werden lediglich sogenannten Routinetests unterzogen.


    Wie viele hier richtig bemerkt haben, ist eines der wichtigsten Punkte beim Einfahren die Betriebstemperatur des Oels. Denn nur wenn das Oel eine entspechende Temperatur erreicht (ca. 90 Grad) erzielt es seinen effektivsten Wirkungsgrad, resp. Viskosität.


    Wenn nun ein Motor noch nicht die optimale Betriebstemperatur erreicht hat, ist das Oel etwas härter und erzeugt, statt zu schmieren, einen gewissen Reibungseffekt oder Widerstand, was in der Regel zu einem höheren Verschleiss der mechanischen Teile innerhalb des Motors führt, resp. zur Folge hat oder haben kann. (Keine Regel ohne Ausnahme)


    Wenn also der Motor noch kalt ist und dieser auf Höchstleistung, resp. mit sehr hoher Drehzahl fährt, verkürzt derjenige ihm im Prinzip nichts anderes als seine Lebensdauer. Dreht man einen kalten Motor von heute bis zum Erreichen seiner Betriebstemperatur nie höher als 2000 - 3000 Umdrehungen, befindet sich man allerdings im grünen Bereich, da der Widerstand des Oels erst bei höheren Umdrehungen diesen Verschleiss erzeugt. Je wärmer das Oel wird, desto kleiner wird der Widerstand.


    Bei Neufahrzeugen ist das Einfahren desshalb wichtig, da sich die mechanischen Teile noch aneinander anpassen. Gerade bei den Motoren (Bleuel, Kolben etc.) ist am Anfang ein gewollter "Abrieb" festzustellen. Richtig ist, dass die Einfahrszeit nicht mehr so lange ist wie früher und diese je nach Fahrweise heute noch etwa 2t - 5t km beträgt. Einfahren bedeutet im Prinzip nichts anderes als den Motor in verschiedenen, abwechselnden Lastzyklen langsam auf die erlaubte, max. Höchstdrehzahl vorzubereiten. Selbst BMW spricht vom Einfahren bis 2t (siehe Betriebsanleitung). Während der ersten Phase (bis 2t) fährt man in der Regel nie höher als mit 3000 - 3500 Umdrehungen. In der zweiten Phase erhöht man diese Umdrehungen im Wechsellastverfahren kontinuirlich bis man dann in der dritten Phase die höchstmögliche Drehzahl des Motors erreicht. Aber Achtung: immer erst wenn der Motor seine optimale Betriebstemperatur erreicht hat! Motor, Getriebe usw. werden es Euch danken. Glaubt mir!


    Im Übrigen: selbst Formel 1 Motoren werden bis heute immer noch eingefahren, allerdings im Werk und nicht auf der Rennstrecke! Die Motoren laufen während Stunden mit unterschiedlichen Drehzahlen, welche über eine Software reguliert werden.


    Zudem: Logisch wird kein Autohersteller grosse Worte über das heutige Einfahren verlieren. Schlussendlich handelt es sich bei diesen um grosse kommerzielle Konzerne, welche jedes Jahr ihre Umsatzzahlen und Verkäufe steigern möchten. Also, warum darüber grosse Worte verlieren, wenn man dadurch allenfalls weniger verkaufen könnte (Austauschmotor, Neufahrzeug etc.)


    Gruss an alle
    Fritz

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort!


    Trotzdem noch eine Frage: Wenn die Drehzahl von 3000-3500 gilt, dann haben Diesel-Fahrer es ja entschieden bequemer, denn der Motor dreht doch eh nur 4300? Oder muss man Diesel anders einfahren? In Sachen Öl und Viskosität ist doch beim Diesel alles wie beim Benziner - oder oute ich mich damit jetzt als Voll-Grünschnabel?


    Wenn es am Ende (neben der korrekten Betriebstemperatur) darum geht den Motor nicht zu hoch zu drehen, dann habe ich unseren 325d Automatik ja bisher eher zu wenig belastet - ich bin nämlich nie über 3200 gefahren.


    Könntest Du zum Einfahren von Dieseln auch noch was sagen?
    Und siehst Du es auch so das 15Km / 15-20 Min - als grobe Faustformel - die richtige Zeit bis korrekte Betriebstemperatur ist?


    Herzlichen Dank und Gruß
    Adler

  • Ich kenne jemanden, der mal jemanden kannte etc. ;)


    Nichts für ungut, meine Fragen stehen nach wie vor im Raum.


    Die Sache mit dem Kaltes Öl = Hartes Öl ist Unsinn, viel mehr hat kaltes Öl das Problem mangelnder Viskosität, d.h. der Schmierfilm kann bei hohen Drehzahlen nicht aufrechtgehalten werden und es kann zu direktem Kontakt Metall/Metall kommen. Nur, wir reden doch von Dieseln, oder? Da, wo "hohe Drehzahlen" anfangen ist der Diesel sein Leben lang längst abgeregelt ;)


    Nur, hat sich mal jemand modernes 0W30-Öl angeschaut und mal im direkten Vergleich so eine 15w40 Salatöl-Pampe fliessen lassen im kalten Zustand? ;)


    Das man einen eiskalten M3 nicht hochjubelt ist klar. Ich hab selber mal einen M5 gehabt, der wurde peinlichst genau warmgefahren, Begründung siehe oben.


    Aber wir reden hier von einem Diesel. Von millionenfacher Großserie. Nicht von Formel 1 Motoren, daher hinkt dieser Vergleich doch deutlichst.


    Oder glaubt irgendjemand, das die gigantische Flotte von Mietwagen eingefahren wird? Leasing-Autos? Pool-Fahrzeuge? Warum halten moderne Autos trotzdem locker 200tkm und mehr, obwohl sicher 60% (nämlich alle Nicht-Privatkäufe) nicht korrekt eingefahren wurden?


    Wie gesagt, eine hochinteressante Diskussion, und ich finds gut das die so schön sachlich geführt wird. Aber immernoch warte ich drauf, das mir jemand erklärt was mit dem Motor in den ersten 10tkm passiert. Und mit dem Getriebe. Gewollter Abrieg? Warum wurde dann schon vor etlichen Jahren der Einfahrölwechsel, um genau diesen Abrieb, den es sicher mal gab, abgeschafft? Nichts wäre schlimmer als feine Metallpartikel im Öl. Und trotzdem bleibt das erste Öl durchaus mal 25tkm im Motor. Und hält trotzdem.


    Und immer noch die Kernfrage. Warum hat BMW Die TempAnzeige abgeschafft obwohl das Warmfahren so enorm wichtig ist? Das Argument, das die Autos sonst zu lange halten würden wird wohl kaum erst gemeint sein, oder? ;)


    SR

  • Ich habe meinen die ersten 1000 Kilometer nicht über 3500 U´min gefahren und nur Vollast wenn ich schon eine längere Zeit gefahren bin. Ab 2000 KM hab ich´s dann auch mal krachen lassen und ich fahre den Motor immer erst längere zeit warm bevor ich ihm mal Drehzahl gebe.


    Wenn wir von niedrigen Zahlen bei den Dieselmotoren sprechen denke ich an 1600 - 2500 U´min da entfalten die meisten Motoren aus dem BMW regal ihre Leistung. Der Turbolader kommt bei mir ab 1700.


    Ein Beispiel das das harte einfahren nicht gut ist zeigte mein E46 lief mit seinen
    116 PS !!! locker 220 mit 18" Zöllern drehte spielend in den Drehzahlbegrenzer und der Anzug kam mir nicht weit vom jetzigen 320d entfernt vor. Der Nachteil nach rund alle 3000 Kilometer mußte ich Öl nachfüllen teilweise hatte ich leistungsabrisse weil das Öl zu wenig war und die warnlampe anging die deutliche Leistung liess ab 40 000 KM nach weil ab dann der Motor schon leicht verschliessen war. Der hätte keine 200 tkm gehalten !!!

  • mandioca hat eigentlich alles auf den Punkt gebracht. Bei dieseln müssten eingeltich die gleichen rmp Werte gelten, die dem entsprechend für den Dieselfahrer eifnacher einzuhalten sind!


    Und, dass man nach dem Einfahren einen Ölwechsel macht sagt einem eingetlich schon der gesunde Verstand ;) Die durch die anpassung entstandenen Partikel wirken quasi als schleifteilchen im Öl!