Der Fahrer und seine Vorgeschichte.
In den 25 Jahren, die ich nun per Auto mobil bin, nutzte ich meist Modelle von VW (Golf, Passat), die mich eigentlich immer zuverlässig ans Ziel brachten. Vor zwei Jahren war wieder einmal ein Fahrzeugwechsel fällig und rationale Argumente wie die Praktikabilität, Größe des Kofferraums etc. waren aus verschiedenen Gründen nicht mehr ganz so vordringlich wie früher.
Meine Fahrstrecken sind überwiegend gut 40km lang und im Jahr kommen etwa 18000km zusammen. Mein Fahrstil ist eher “cruising” und die Reserven nicht ausreizend; ich nutze den Tempomat häufig und “brauche” also fast nie 135kW Leistung. Aber irgendwie hat mich ein BMW-E90 doch immer mehr interessiert und schließlich ist es dann ein 320d geworden. Das war im Juli 2011.
Das Fahrzeug
Die wichtigsten Parameter: Saphirschwarz, umfangreiche Ausstattung, damals knapp 25.000km, Modell 06/2010, Schaltgetriebe; innen Oyster, Sportsitze und – wenn ich es hier im Forum richtig gelesen habe – “Förster-“ bzw. “Opa-Ausstattung”, aber mir gefällt’s 
Der Wagen hatte eine (vermutlich) bewegte Vergangenheit als sog. Dienstwagen bei einer großen Vermietungsfirma. Ein ordentlicher Abschlag vom (perversen) 2010er-Listenneupreis von recht deutlich über EUR 50k hat mich über die Herkunft hinwegsehen lassen. Außerdem war der Zustand innen und außen ganz gut – bin da durchaus etwas pingelig.
Fahren
Sicher ist erkennbar, dass ich mich nicht wirklich zu den Performance-orientierten “Auto-Aficionados” zählen kann, aber ich muss einfach sagen, dass mir das Unterwegssein noch nie soviel Spaß gemacht hat wie in diesem Fahrzeug (Bin inzwischen schon so sensibilisiert, dass ich als Fußgänger den schönen Sound sporadisch vorbeifahrender 6-Zylinder-Modelle wahrnehme - früher für mich undenkbar). Klar ist, dass Komfort und Praktikabilität (Kofferraum etc.) nicht die wichtigsten Kriterien beim Entwurf der 3er-Reihe waren, aber ich hatte so gut wie keine Eingewöhnungsphase: Handling, Design, Leistung – alles passt nach meiner Ansicht sehr gut zusammen.
Überwiegend fahre ich Autobahn (mit Geschwindigkeitsbeschränkung, die ich auch einhalte) und das bringt mich von der Freue am Fahren zur Freude am …
Sparen
Der Diesel-Verbrauch von etwa 5l/100km begeistert mich ziemlich, obgleich das sicher nur realisierbar ist, weil der Löwenanteil der Strecke aus Autobahn mit 100 bzw. 120 km/h-Limit und ohne Staus besteht. Spritmonitor.de entnehme ich, dass der Prius bei dieser Nutzung wohl auch kaum weniger CO2 ausstoßen würde. Das schreibe ich ganz ohne Häme; ich finde die Toyota-Hybrid-Technik nämlich (in der Stadt) sehr schön zu fahren, besonders im Lexus CT200h. Einen BMW-Hybrid konnte ich leider noch nicht ausprobieren.
Nach 35000km, also 60000km auf dem Kilometerzähler, war vor kurzem ein Boxenstopp fällig. Dieser bestand aus Motoröl- und Ölfilterwechsel (€277), Mikrofilterwechsel (€53), Luftfilterservice/-einsatz (€73), Kraftstoffilter (€87), Fahrzeug-Check (€60); der Wechsel der Bremsfüssigkeit kommt demnächst mit der HU. Natürlich wäre es immer netter, weniger zu bezahlen, aber irgendwie finde ich diese Kosten ok.
Reifen sind nach dieser Saison auch fällig, aber auch bezüglich “sparen” bin ich recht happy.
Nörgeln
Bei einer langjährig eingeführten Modellreihe wie dem E90 will ich nun nicht über die leicht missglückte Positionierung von irgendwelchen Lämpchen oder Knöpfen klagen. Eigentlich finde ich nur Kleinigkeiten zum leichten Nörgeln:
- Im Leerlauf und während der Fahrt vibriert der Ganghebel, was aber anscheinend normal ist. Ich fände es schöner, wenn das nicht so ware (VW und MB können das irgendwie “entkoppeln”).
- Zwischen 1900 und 2100rpm ist im Fond ein Brummen zu hören; nicht wirklich laut, aber “ohne” wäre halt noch angenehmer.
- Die Schalldämmung könnte insgesamt ein bisschen intensiver sein - da ist in den letzten Jahren doch einiges passiert.
- Die Stop-Start-Automatik würde ich gerne vom Lenkrad aus aktivieren bzw. deaktivieren können statt über diesen unfindbaren Knopf vor dem Ganghebel. Bei vorausschauender Fahrweise würde ich dann die Abschaltung gezielt steuern können. So macht sie zuviel “Quatsch” und ich schalte sie meist gleich ab. Den Knopf im Lenkrad zur Auswahl der Soundquelle würde ich dafür gerne opfern.
Kleines Erlebnis im Winter
Ich bin in einer milden Gegend zu Hause, aber im Winter 2012/13 gab es mal etwas Schnee: Da ich offensichtlich die Betriebanleitung etwas schlampig gelesen hatte und auch unerfahren mit Heckantrieb bin bzw. war, kam es wie es kommen musste: Fünf Flocken Schnee (oder so) und das DSC regelt die Antriebsleistung auf gefühlt Null herunter. Nicht so hingegen beim Fiesta in der Parklücke gegenüber!
Ok, das war schon ein bisschen peinlich, aber mein Fehler. Hier im Forum gibt es ja genügend Postings, um den Unterschied von DSC und DTC genau zu erläutern. Nun kenne ich also auch die Bedeutung dieses komischen Knopfes in der Mitte des Armaturenbretts und ich sehe dem nächsten Winter gelassen entgegen.
Zusammenfassung
Insgesamt bin ich bisher mit dem Wagen wirklich recht glücklich. Die volle Motorleistung rufe ich wirklich selten ab, aber dann ist es schön sie zu haben. Manchmal habe ich auch Bedenken, dass ich den 320d nicht ganz “artgerecht” halte. Aber so macht er mir halt die doppelte Freude – am Fahren und am Sparen.
Wirklich schön, weil schlicht, ästhetisch und ohne allzu viele sich krümmende und schneidende Linien, finde ich die Innenraumgestaltung. Klar, dass sie nicht mehr absolut up-to-date ist, aber sie könnte ein Klassiker werden.
Hoffentlich läuft auch weiterhin alles komplikationslos, damit ich mit dem Wagen noch eine längere Weile Spaß haben kann. Für mich bietet der Wagen "Emotionen", ist aber gleichzeitig auch ein sehr "vernünftiges" Fahrzeug.
