Ich habe mich die Tage intensiv mit dem cobb ap beschäftigt und viel in den us foren gelesen. Dort wird vielfach von einem abfallenden drehmoment / leistungsverlauf gesprochen, sprich unten rum drückt er sehr gut (peak bei 3500 u/min) und obren raus schwächelt er dann etwas im vergleich zu anderen tunern...sprich es gibt keinen flachen drehmonemtverlauf wie beispielsweise bei serie. Wie siehts eigentlich mit dem gefühlten turboloch aus, wird das größer ?
Könnt ihr mir das so bestätigen bzw gegenteiliges berichten? Ich beziehe mich hier auf Stage 1.
Danke für eure Erfahrungen!
Nur zum Verständnis: Die Leistung (PS/kW) wird aus einer Multiplikation von Drehzahl und Drehmoment berechnet - das mal vorab. D.h. wenn das Drehmoment konstant bleibt bei steigender Drehzahl, hast Du oben heraus mehr Leistung.
Das Problem bei den zwei Turbos des 335i ist, daß diese auf ein saugerähnliches Ansprechverhalten bzw. Leistungsabgabe hin konzipiert wurden, d.h. schneller Aufbau des Drehmoments und dann konstantes Drehmoment-Plateau über einen großen Drehzahlbereich, was in einer gefühlt gleichmäßigen Leistungsabgabe resultiert, d.h. ähnlich einem großvolumigen Saugmotor. Dafür braucht man kleine Turbolader, die aufgrund der geringen Masseträgheit das sog. Turbo-Loch (also die Zeit, die der Turbolader zum Aufbau des gewünschten Ladedrucks benötigt) möglichst gering halten. Kehrseite dieser Medaille ist allerdings, daß solchen kleinen Turbos im oberen Drehzahlbereich die Luft ausgeht, da sie dort den gewünschten Ladedruck aufgrund der steigenden Luftmassen, die dazu bewegt werden müssen, nicht mehr erreichen können. Dann erreichen die Turbos die sog. Stopfgrenze, d.h. den Bereich, in dem diese Turbos keinen größeren Luftdurchsatz mehr bewältigen können.
Aufgrund des vorgenannten Phänomens wird jede Programmierung eines N54-Tunings den gewünschten Ladedruck im oberen Drehzahlbereich abfallen lassen, da ansonsten die Turbolader überdreht würden und in Kürze abrauchen würden. Der maximale Ladedruck wird daher immer im mittleren Drehzahlbereich erreicht - die üblicherweise in Deutschland vertriebenen OBD-Tunings erreichen dort 14psi, in den USA geht GIAC stage 2 bis 16.5psi und COBB bis 18.5psi. Über 5000 U/min geht der Ladedruck aber wieder zurück, beim Abregler und ca. 7000 U/min sind es dann vielleicht noch 8-10psi. Damit erreicht man ein sehr hohes Drehmoment im mittleren Drehzahlbereich, in dem man sich ja beim Fahren üblicherweise aufhält; im Gegensatz zu hochgezüchteten Saugmotoren wie etwa dem M3 gibt es aber keinen Punch über 5500 U/min mehr, da hier notwendigerweise der Ladedruck abfällt und damit auch das Drehmoment. Die meisten 335i / 135i erreichen daher ihre Spitzenleistung unterhalb von 6000 U/min, da darüber der Drehmomentverlauf stark abfällt und durch die steigenden U/min nicht kompensiert werden kann. Weswegen es auch wenig Sinn macht, diesen Motor voll auszudrehen, denn die optimalen Schaltpunkte sind in der Regel weit vor dem Begrenzer.
Dieser Tendenz kann man natürlich entgegenwirken - beispielsweise mittels entsprechender Programmierung des Tunings, d.h. indem man den maximalen Ladedruck im mittleren Drehzahlbereich niedriger hält, ihn dafür aber über ein größeres Drehzahlband konstant hält. Auf diese Weise begrenzen auch viele deutsche Tuner das mögliche Drehmoment (etwa zur Schonung der Kupplung) auf 500-550 Nm, obwohl nachgewiesenermaßen deutlich mehr möglich wäre. In den USA ist das anders, dort wird etwa bei JB4, PROcede oder COBB und GIAC das Drehmoment maximiert und die Fahrbarkeit über eine Reprogrammierung der Gaspedalkennlinien erreicht. Auch der Verbau von Downpipes ohne Katalysatoren bewirkt eine Mehrleistung vor allem im oberen Drehzahlbereich, da sich dort der geringere Abgasgegendruck (d.h. die Kraft, die die Turbolader aufwenden müssen, um die vorhandenen Abgase "wegzudrücken") deutlicher bemerkbar macht. Dann gibt es die Möglichkeit, größere Turbolader zu verbauen, die ein anderes Effizienz-Spektrum haben. Die können dann wegen (im Optimal-Fall) größerer Kompressor- und Turbinen-Räder einen deutlich höheren Luftdurchsatz bewältigen und sind daher in der Lage, auch bei höheren Drehzahlen einen hohen Ladedruck abzuliefern. Die bei mir verbauten Turbolader von RB Turbo sind nach meinen Informationen in der Lage, etwa 30% mehr an Luftdurchsatz zu bewältigen; COBB hat daher für die Kennfelder, die für diese Turbos konzipiert sind, den Ladedruck im oberen Drehzahlbereich ca. 3psi höher angesetzt als mit den Serien-Turbos. Aufgrund des schon per se deutlich höheren Wirkungsgrades hat dies dann natürlich eine nicht unerhebliche Mehrleistung zur Folge.
Ich hoffe, diese Erklärungen bringen etwas mehr Licht ins Dunkel.
Alpina_B3_Lux