Ergänzung, bin doch noch fündig geworden, was die Spezifikation DOT4 "niederviskos" / "LV" / ISO 4925, Klasse 6 angeht:
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Weiter nach künftigen Entwicklungen befragt, ist die Antwort eindeutig: "Niedrigere Viskositäten und höhere Nasssiede-punkte sind gefragt. Deshalb wurde eine neue Anforderungsgruppe in der Spezifikation ISO 4925 definiert. Dabei handelt es sich um die Gruppe 6." Ihre Eckpunkte lauten wie folgt:
Siedepunkt mind. 250 °C
Nasssiedepunkt mind. 165 °C
Viskosität (gemessen bei -40 °C) max. 750 mm /s
Hintergrund dieser Entwicklung und An-forderungsgruppen-Erweiterung ist der Einsatz elektronischer Stabilitätsprogram-me (ESP) über alle Fahrzeugklassen hin-weg, was bereits seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre der Fall ist. Seither kommt es bei Bremsflüssigkeiten neben Wechselintervall, (Trocken-)Siedepunkt und Nasssiedepunkt auch auf die Viskosität an. Sie muss möglichst niedrig, die Bremsflüssigkeit somit dünnflüssig sein, um kurze Reaktionszeiten des ESP zu ermöglichen. Technisch erklärt sich diese Notwendigkeit durch die ESP-Hydraulikaggregate, die eine Vielzahl feiner Kanäle und Bohrungen aufweisen. Werden diese mit konventioneller, also vergleichsweise hochviskoser Bremsflüssigkeit befüllt, verlängert sich die ESP-Reaktionszeit.
DOT 4 und ISO 4925, Klasse 6
Weil nicht selten Millisekunden über Gesundheit und Leben von Fahrzeuginsassen entscheiden, befüllen bereits einige Hersteller ihre Fahrzeuge ab Werk mit Bremsflüssigkeit, die neben DOT 4 auch der ISO-Norm 4925, Klasse 6, entspricht. Seit etwa zwei Jahren ist diese Flüssigkeit auch im Ersatzteilmarkt verfügbar.
Vereinzelt wurden bereits in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Fahrzeuge mit ESP ausgeliefert, weshalb die Frage, warum die niedrigviskose Bremsflüssigkeit erst relativ spät den Weg in den Ersatzteilmarkt fand, berechtigt erscheint. Die Antwort lieferte Horst Dieter Klaus, technischer Trainer im Kundendienst von Continental Teves (ATE) in asp 2/2006: "Kurze ESP-Reaktionszeiten lassen sich nicht nur mittels niedrigviskoser Bremsflüssigkeit realisieren. In den frühen Jahren des ESP wählten viele Automobilhersteller und Zulieferer den Weg, einen Vordruck im System aufzubauen, was per Pumpe oder Bremsassistent möglich ist. Für die meisten modernen ESP-Systeme griffen die Entwickler jedoch zu besonders niedrigviskoser Bremsflüssigkeit wie unserer ATE SL.6." Die Viskosität dieser Bremsflüssigkeit beträgt maximal 700 mm /s, gemessen bei minus 40 Grad Celsius. Zum Vergleich: Die Viskosität der ATE-Bremsflüssigkeiten SL und Typ 200, die beide ebenfalls DOT 4 entsprechen, liegt exakt doppelt so hoch (vgl. Tabelle rechts).
Die Realisierung dieser niedrigen Vis-kosität brachte geringfügige Einbußen beim Nasssiedepunkt mit sich (175 statt 180 Grad Celsius wie bei der Vorgänger-Bremsflüssigkeit Super DOT 4), für Fahrzeuge mit ESP erscheint jedoch eine niedrige Viskosität wichtiger als ein höherer Nasssiedepunkt.
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Quelle: http://www.autoservicepraxis.de/suppenkueche-1697828.html
DOT5.1 schreibt eine Viskosität von max. 900 mm/s (-40°C) vor, DOT4 LV nur 750 mm/s (siehe oben).
Fazit:
Somit ist eine DOT5.1 Bremsflüssigkeit einer DOT4 LV Bremsflüssigkeit zwar im Siedepunkt überlegen, nicht aber in der Viskosität - und sollte somit nicht Verwendung finden, wo DOT4 LV gefordert ist...