Produktvorstellung: Ein Gimmick für die sportlichen Fahrer?! -- "CG-Lock" -- Top oder Flop???

  • Das CG Lock habe ich eine Zeitlang in meinem Golf 3 GTI mit den dort verbauten Sportsitzen benutzt, wenn ich damit auf der Nordschleife gefahren bin. Man hat definitiv mehr Halt, weil sich der Gurt nicht bewegt, d.h. man muß sich in Kurven weniger mit den Knien abstützen etc., aber das erkauft man sich mit etwas "Abrieb" am Gurt, wo das CG Lock montiert ist.

  • Beide Systeme haben Vor- und Nachteile... je nach Einsatz :D . Einige Sportwagen Hersteller lassen deshalb dem Kunden die Wahl...

  • Als Ing. bei einem der größten Entwickler und Zulieferer für Insassenschutzsysteme weltweit, kann ich mich nur den Worten des Herrn in einem anderen Forum anschließen und sagen "Finger weg!"


    WIr zerbrechen uns nicht umsonst tagtäglich den Kopf, um Produktspezifikationen der OEMs und deren ständig steigende Anforderungen zu erfüllen, damit deren Fahrzeuge 5 Sterne und mehr bekommen und sowohl ECE- und FMVSS-fähig sind.


    Also lest selber mal, der Verfasser des Absatzes hat definitiv recht (mittig auf der Seite, Alexander heisst der Verfasser):


    http://www.auto-treff.com/bmw/…&highlight=cg-lock&page=2

  • Ich kopier den Text aus dem anderen Forum von Alexander mal hier rein:


    Auf der Internetseite wird geworben mit:
    ZITAT: "Mit CG-Lock® wird der Beckengurt nun so arretiert wie Sie ihn festgezogen haben, ähnlich wie in einem Flugzeugsitz mit Beckengurt: einmal festgezogen kann man diesen nur noch lösen wenn man das Schloss öffnet."
    Hört sich an sich nach einem schönen Vorteil an. Nur wie einige hier schon erkannt haben, bringt das ein Risiko was die passive Sicherheit angeht mit sich. Genauer gesagt stört bzw. greift man in die Rückhaltesysteme ein und verhindert so in den meisten Fällen einen optimalen Schutz. Ich möchte dies hier nachfolgend detaillierter erläutern.


    Aufrollstraffer/Schlossstraffer:
    Die Gurtstraffer und Schlossstraffer haben die Aufgabe die Gurtlose zu minimieren und dem sog. Filmspuleneffekt vorzubeugen. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass die Gurtstrafferkraft aber nicht ausreicht, um eine Out of Position Person in Position zu bringen. Das Thema Aufrollstraffer sieht auf den ersten Blick unproblematisch aus, da hier der Gurt quasi einfach ein Stück eingezogen wird. Allerdings führt die Arretierung dazu, dass der Gurt nicht wie ausgelegt gestrafft wird. Problematisch sehe ich das Thema Schlossstraffer. Da der CG-Lock an der Schlossseite angebracht wird, erfolgt beim auslösen eines Gurtstraffers meines erachtens eine Überstraffung des Beckenbereichs, da man ja davon ausgeht, dass Leute die den CG-Lock benutzen den Beckengurt auch vorher richtig festziehen, da er ja ansonsten gar keine Funktion hat.


    Filmspuleneffekt:
    Der sog. Filmspuleneffekt tritt ein, wenn der Insasse in den Gurt beschleunigt wird und der Gurt der sich noch im Gurtautomat befindet wie eine Filmespule festegezogen wird. Dadurch wird Gurt freigegegeben und der Insasse bewegt sich nach vorne. Dieser Effekt wird durch den CG-Lock einzig und alleine nur an den Gurt zwischen Gurtumlenkpunkt an der B-Säule und das Gurtschloss weitergegeben, aber nicht an den Gurtbereich zwischen Gurtanker und Gurtschloss, da der CG-Lock dies verhindert. ZITAT: "einmal festgezogen kann man diesen nur noch lösen wenn man das Schloss öffnet."


    Gurtkraftbegrenzer:
    Wäre ein Gurt statisch, so würden die Gurtkräfte und somit auch die Kräfte auf den Insassen viel zu hoch werden. Man kennt diese Effekte noch von Zeiten vor dem Airbag, wo Gurte noch sehr hart abgestimmt waren: eingeschnittene Brüste von Frauen, striemen und fleischwunden nach Unfällen.
    Aus diesem Grund sind Gurte heute dynamisch, d.h. sie geben nach (Material) und haben Gurtkraftbegrenzer, welche ab einer bestimmten Last wieder Gurt freigeben, um so den Insassen nicht zu stark zu belasten. Wenn Gurt Freigegeben wird bewegt sich der komplette Insasse weiter nach vorne, d.h. in den Airbag und den Kniefänger. Das Problem des CG-Locks liegt darin, dass der Gurt zwar freigegeben wird, aber dieser Gurt (wie beim Filmspuleneffekt) nur an den oberen Gurtbereich freigegeben wird. Die Folge ist eine Insassenkinematik, die nicht der entspricht, für welche die Rückhaltesysteme ausgelegt sind.


    Insassenkinematik:
    Der Gurt hält den Becken/Hüftbereich im Sitz und kann sich nicht bewegen mit dem CG-Lock. Das einzige was sich bewegen kann ist der Oberkörper. Das wird er sicherlich auch machen, da er wenn man so will um die Hüfte drehbar gelagert ist. Er wird während des Crashes sich im Vergleich zum Becken mehr verlagern und dies führt dazu, dass er den Airbag nicht dort trifft wie es eigentlich gedacht ist. Problematisch sind hierbei die Insassenbelastungswerte. Der Kopf dürfte schneller beschleunigt werden, die Brust ebenso. Das Becken/die Hüfte hängt feste im Sitz. Der Laie glaubt, dass dies bei einem Unfall gut ist. Das stimtm allerdings so nicht. Das Fahrzeug wird doch viel schneller abgebremst als der Insasse. Würde man einen Menschen so abremsen, wie es bei dem Fahrzeug selbst bei einem Crashtest der Fall ist, hätte er kaum eine Überlebenschance. Man sieht doch in Filmen über Crashtests immer wieder, dass das Fahrzeug schon steht und der Insasse sich immer noch nach vorne bewegt und langsamer abgebremst wird. Mit CG-Lock wird eure Hüfte und euer Becken wie das Fahrzeug abgebremst. Die Hüft-und Beckenbelastungen dürften enorm sein.



    Haftung/Gesetze/Unfall:
    Solche Bauteile sind ein Eingriff in die Sicherheitssysteme der Fahrzeughersteller und brauchen daher eine ABE und eine Freigabe des Herstellers. Solche Systeme werden diese aber NIE bekommen.
    Im Falle eines Unfalls wird festgestellt, dass ihr ein solches System benutzt (im schlimmsten Fall durch den Unfallgutachter). Dieser wird einen gefährlichen Eingriff in das Rückhaltesystem feststellen. Die Versicherung wird auf Grund dieses Gutachtens keine Leistungen übernehmen.


    Meine Meinung:
    Solche Bauteile wie der CG-Lock gehören verboten im öffentlichen Straßenverkehr (falls sie es nicht schon sind, was ich glaube). Was ihr auf der Rennstrecke macht ist eure Sache, aber die Rückhaltesysteme sind sehr sensibel abgestimmt und jeglicher Eingriff macht ein Auto unsicherer. An der passiven Sicherheit eines Fahrzeugs arbeiten hunderte Ingenieure und Techniker. Diese versuchen das Auto so sicher zu machen wie es geht. Maßt ihr euch an es "besser" zu wissen wie die hunderten Ingenieure?

  • Hast du sonst noch irgendwelche Nachteile festgestellt? Kannst du das Teil weiter empfehlen?


    Ich habe besonders dann die stabilisierende Wirkung geschätzt, wenn man sich im Sitz etwas "aufschaukeln" würde (z.B. Hatzenbach oder Wippermann). Man bleibt einfach sicherer im Sitz und muß sich nicht irgendwie mit dem Knie an der Mittelkonsole oder der Tür abstützen oder gar am Lenkrad festhalten, sondern die Extremitäten dienen der Fahrzeugbeherrschung.


    Allerdings habe ich das Teil auf der Straße nie benutzt, wegen der offenen Fragen bzgl. Gurtstraffer etc. Auf der Rennstrecke habe ich den Vorteil bei der aktiven Sicherheit wichtiger eingeschätzt und deshalb das CG Lock verwendet, zusätzlich trage ich dort immer einen Helm.


    Mittlerweile habe ich zwei Recaro Pole Position in meinem Ringtool, und die sind zusammen mit den 6-Punkt-Gurten noch viel besser, der Oberkörper bewegt sich keinen Zentimeter :thumbsup: