Für einen Schuldner wären niedrige Zinsen und hohe Inflation doch idealer, oder nicht? Bloß werden die Zinsen ja meist an die Inflation angepasst, damit der Gläubiger (Banken) nicht durch die Finger schaut. Oder?
Nein, die Zinsen werden angehoben, damit sich ein Geldgeber eventuell nicht mehr investiert, sondern das Geld anlegt. Das sorgt dann für eine Reduktion der Geldmenge (Nachfrage) bei gleichzeitig unveränderten Angebot an Produkten. Wenn die Nachfrage fällt, fallen auch die Preise und damit die Inflation. Die EZB hebt die Zinsen nicht an, damit Banken glücklich sind. Die werden auch ohne Hilfe der EZB glücklich.
Hm... die Inflation ist zu hoch? Im oben zitierten Absatz schreibst du, dass die Inflation niedrig ist... jetzt bin ich verwirrt
Dadurch, dass Du von unten nach oben zitierst, wird auch nicht einfacher zu verstehen.
Der Staat ist ja kein einfacher Schuldner, sondern hat gleichzeitig noch die Bürger, Wirtschaft usw. im Auge. Ein galoppierende Inflation anno 1923 wäre ein Super-Gau für den Staat, auch wenn er dann Schulden auf den Wert eines Apfels zusammenschrumpfen. Daher hat die EZB eigentlich die Richtlinie ab einer Inflation von knapp 2% die Zinsen anzuheben bzw. andere Maßnahmen zu treffen, um die Inflation unter diesen Wert zu halten.
In der Euro-Zone war diese Rate 2011 und vermutlch auch 2012 zu hoch, trotzdem wurden die Zinsen nicht angehoben (also kein direktes Hand in Hand der Zinsen mit der Inflation). Übrigens für die Euroskeptiker, die Eurozone hat immer eine niedrigere Inflationsrate als die nicht-Euroländer der EU.
Also: Ja, die Inflation ist recht niedrig und ja, sie ist nach den Stabilitätskriterien zu hoch.
Erhöht man die Zinsen, sinken die Investitionen (z.B. auch der Kauf von Autos usw), dann sind wieder Arbeitsplätze in Gefahr. Das bewirkt dann aber weniger Steuereinnahmen bei gleichzeitiger Erhöhung der Ausgaben für Arbeitslosengeld usw. Auch wenn die Inflationsrate wegen der Zinsen sinkt, fehlt den Leuten dann Geld zum investieren.
Kann ich verstehen, aber normal geht Zinsniveau mit Inflation Hand in Hand... so ist jedenfalls mein Verständnis.
Da besteht kein Automatismus. Die Inflationsrate "regelt" die Wirtschaft, den Grundzins die EZB. Und genau genommen laufen die beiden dann leicht zeitversetzt (idealisiert): Inflation hoch => Zinsen werden auch erhöht => Geldmenge verknappt => Inflaion sinkt => Zinsen werden auch erniedrigt => Geldmenge vergrößert => Inflation hoch .......
Da spielen natürlich noch andere Faktoren rein. Z.B. mag es sinnvoll sein, dass die Zinsen aus Inflationsgründen ansteigen, aber dem widersprechen die hohen Refinanzierungskosten bei Schulden.
Darum kann ich derzeit auch nicht nachvollziehen, warum alle von Inflation sprechen. Meiner Meinung nach wird sie kommen, aber vorerst siehts nicht danach aus (viele Sparmaßnahmen durch die große Überschuldung, niedriges Zinsniveau).
ein sehr niedriges Zinsniveau macht es leicht an Geld zu kommen. Also kann neben dem solventen Geldgeber noch der Geldgeber auf Pump am Markt teilnehmen => höhere Nachfrage bei gleichem Angebot => Inflation.
Vielleicht ist das in Österreich anders...
Stimmt, das vergesse ich immer wieder, es gibt vermutlich Unterschiede zwischen den Ländern.