Eben nicht. Gerade bei "normaler" Fahrt, sprich bei einer nicht sportlich forcierten Fahrt, nutzt sich die HA mehr ab, als die VA, da die Bremslastverteilung zu einem größeren Teil an der HA liegt. Ebenso erfolgen Regeleingriffe bei normaler Fahrt an der HA (z.B. bremsender Tempomat). Das sorgt dafür, dass unter solchen Umständen sich die HA schneller abnützt als die VA. Erst bei sportlich forcierter Gangart verschiebt sich die Bremslastverteilung zu Lasten der VA-Bremse.
Diese Aussage stimmt nur dann, wenn die hauptsächliche Bremskraft tatsächlich elektronisch auf die Hinterachse gesteuert wird oder die Achslast auf der HA viel höher ist als auf der VA. Ersteres macht keinen Sinn (sonst hat man blockierte oder geregelte Hinterräder und Bremskraft geht verloren, weil sich die Belastung ja nach vorne verschiebt) und letzteres ist selten gegeben. Wenn das wirklich so ist, dann wird hier die Physik dem Komfort geopfert. In diesem Diagramm wird das gut dargestellt:
Achslast-Bremskraft.jpg
Bereits ab 1% Bremsleistung ist die Achslast vorne viel höher als hinten. Und je mehr gebremst wird (auch in Abhängigkeit zur Geschwindigkeit bzw. der bewegten Masse), desto mehr verschiebt sich die Last noch zusätzlich nach vorne. Die Bremsleistung kann hinten sogar theoretisch 0% betragen, nämlich dann, wenn durch die Lastverschiebung die Hinterachse angehoben wird und schlussendlich abhebt (was in der Praxis bei einem Auto natürlich nicht der Fall ist, höchstens bei einem Motorrad oder Velo). Regeleingriffe sind natürlich ein anderes Thema. Allerdings wird bei normaler Fahrweise auch dann nicht die Hinterachse so belastet, dass selbige Bremse zuerst runter ist.
Einen guten Text, aus dem auch obiges Bild stammt gibt es hier.