So, dann will ich mal wieder ein kleines Update machen, da sich über den Sommer so einiges getan hat bei dem Wagen.
Ich habe bei mir nach anfänglicher Freude über das tolle Fahrverhalten doch irgendwann gemerkt das der Wagen sich noch nicht so fährt wie ich das gerne hätte. Er war schnell, aber wenn man nicht ganz genau aufgepasst hatte war er doch sehr schnell am untersteuern. Spielen mit dem Luftdruck hat da auch nicht geholfen, die Michelin PSS auch nur bedingt. Da ich aber, wenn ich etwas anfange, erst Ruhe gebe wenn ich zufrieden bin, bin ich an dem ganzen Thema weiter dran geblieben um das Untersteuern so gut es geht wegzubekommen, ohne ein Vermögen auszugeben. Also mal der Reihe nach was so getan wurde und wie es sich ausgewirkt hat:
1.) BRT hatte die Dämpfer damals vorne sehr hart (Stufe 5 von 25) und hinten sehr weich (18 von 25) eingestellt. Ich habe darauf vertraut das sie schon wissen was sie tun, und es daher sehr lange einfach dabei belassen, auch wenn ich das Gefühl hatte das er nicht so ganz harmonisch Federt wie er könnte. Dazu widerspricht es jeder Theorie die Dämpfer so einzustellen, wenn man Untersteuern vermeiden will. Denn dazu muss man den Grip von hinten nach vorne verschieben, quasi den Grip an der Hinterachse "schlechter" machen und vorne "verbessern". Eine Möglichkeit neben vielen ist dafür die Dämpfereinstellung. Macht man die Zugstufe vorne weicher als es eingestellt war (der Versteller bei Öhlins regelt vor allem die Zugstufe) erhöht man den Grip schon spürbar da das Rad schneller ausfedern kann und damit besseren Bodenkontakt hat. Hinten dann etwas härter und man hat die Balance leicht nach vorne verschoben. So habe ich mich dann doch mal langsam an ein neues Dämpfer Setup rangetastet und festgestellt, das ich im Bereich 12-15 Klicks (Vorne weicher, hinten Härter) am besten unterwegs war zu dem Zeitpunkt. Die Federung wird deutlich harmonischer und vor allem ist das Untersteuern nochmal minimal weniger geworden, aber eben nicht weg.
2.) Aus Langweile habe ich mal geschaut wer sonst noch so Öhlins Servicepartner ist, und festgestellt das in meiner alten Heimat in Thüringen nun ein neuer Händler aufgetaucht ist. Also habe ich dort einfach mal angerufen und mein Problem mit dem Untersteuern geschildert, und bin an einen Spezialisten für Fahrwerksvermessung verwiesen worden, der selber Rally fährt und mit Hecktrieblern wohl schon sehr viel Erfahrungen gesammelt hat. Also habe ich mich an ihn gewendet, Problem geschildert, und Termin zur Achsvermessung gemacht. Dabei wurde die ganze Geometrie anders eingestellt, deutlich weniger Vorspur an der Vorder- wie auch an der Hinterachse. Danach habe ich den Wage nicht wieder erkannt. Das Einlenken war nicht mehr so knackig danach, aber dafür ist der Grip nach dem Scheitelpunkt nicht mehr so abrupt abgerissen. Wenn man den Wagen in der Kurve sauber am Gas gehalten hat, war man verdammt schnell unterwegs. Aber auch nur minimal nachkorrigieren in der Kurve hatte doch schnell wieder zu Untersteuern geführt. Ich glaube ohne den Michelin PSS wäre das noch viel früher passiert, aber der Reifen ist sehr gutmütig was Untersteuern angeht, echt top! Also schon ein deutlicher Schritt in die Richtige Richtung, aber eben immernoch nicht da wo ich hin wollte.
3.) Weiterhin wurde bei dem Termin festgestellt, das meine hinteren Federn so weit herausgedreht wurden das die Gefahr bestehen könnte das der Versteller und die Feder seitlich wegknicken in kritischen Situationen. Die Feder sollte seiner Meinung nach unbedingt länger werden - tieferlegen kam für mich nicht in Frage. Da Öhlins nichts längeres anbietet, und mir das Heck bei voller Beladung auf den Zusatzdämpfer aufgesessen hatte, habe ich mich direkt nach härteren Federn von Öhlins erkundigt. Verbaut waren ja schon etwas härtere mit 90N/mm, aber das ist wohl nicht genug gewesen. Die Amis und Engländer gehen meist auf 60N vorne und 120N hinten. Öhlins bietet 110N/mm an, und diese habe ich danach also bestellt. Durch die höhere Federrate drücken sie das Auto im Normalzustand höher, das kann man dann gut am Versteller korrigieren.
Zusätzlich leiden die Vorder- wie auch etwas an den Hinterreifen massiv an Außenkantenverschleiß, es fehlte einfach der Sturz an der Vorderachse, somit haben in den Kurven die Reifen eben fast nur über die Außenflanke geschoben. Daher wurde mir geraten über mehr Sturz an der Vorderachse nachzudenken. Leider gibt es da nicht so viele Möglichkeiten,
a.) verstellbare Unibal-Lager (aber erstmal welche finden die zu den Öhlins passen)
-> wollte ich nicht da es ein Alltagsauto ist und ich keine Lust habe alle Jahre das Lager auszutauschen
b.) M3 E 36 Domlager gedreht verbauen
-> gibt Sturz im Bereich 3-4°, das wäre mir für Strassenreifen dann doch viel zu viel. Ziel war etwas um 2° bis 2,5°
c.) Dinan-Sturz-Adapter für etwa 0.7° mehr Sturz
-> zusammen mit meinen 1,2° die ich jetzt schon hatte war ich genau im Zeilbereich
Also aus den USA die Dinan-Adapter bestellt, da sie gerade unter 150€ sind musste ich nicht viel verzollen. Da die Adapter etwa 6mm aufbauen, habe ich direkt noch die Z4 Domlager bestellt. Diese geben ja etwa 10mm Tieferlegung, mit den Adaptern zusammen komme ich also nur minimal tiefer vorne, aber eben ohne den Ein- oder Ausfederweg zu begrenzen, wie ich es bei einer Korrektur über Vorspannng der Federn getan hätte. Das wurde dann zusammen mit den 110er Federn an der Hinterachse eingebaut. Der Versteller konnte daher nun rund 2cm weiter reingeschraubt werden. Vorne bin ich am Rad etwa 1cm tiefer gekommen, hinten haben wir den Wagen so gelassen. Also 34cm vorne, 33,5cm hinten. Die Keilform wurde bewusste gewählt, damit das Gewicht etwas mehr nach Vorne verschoben wird und er beim Beschleunigen eh hinten ein- und vorne ausfedert. Da er mit der Anlage hinten rund 100kg schwerer ist als vorne und ich vorne ja nun deutlich mehr Sturz habe, machte das so Sinn.
Dazu wurden dann die Spur- und auch Dämpferwerte (hinten nochmals weicher durch die neuen Federn) angepasst. Allerdings gab es da ein kleines Problem, nach der Achsvermessung hat sich der Exzenter hinten links verschoben, sodass ich mit etwa 1° NACHSPUR an der Hinterachse etwa 200km gefahren bin. Ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Rauf aufs Gas und er Schraubte sich förmlich in die Kurve rein. So lange es nicht nass wurde... Leider stand dadurch das Lenkrad komplett schief, mit der Routine zur Initialisierung der Aktivlenkung war das allerdings auch nicht in Griff zu kriegen, logischerweise. Also wurde auf der Bühne nochmals nachgeschaut was die Ursache für den Schiefstand war und das mit dem Verrückten Exzenter gefunden. Da in den 200km meine Reifen allerdings innen komplett abgefahren waren (war en nur noch 2-3mm Profil drauf), wollte ich gerne doch etwas mehr Vorspur an der Hinterachse - das war bevor ich wusste das sogar Nachspur eingestellt war! Mein Vermesser meinte das würde das Fahrverhalten deutlich verschlechtern, er würde es nicht empfehlen. Hier kam es nun aber leider zu einem Missverständnis, nachdem der Fehler gefunden wurde und die Spur hinten korrigiert wurde (die ja alleine für den Verschleiß zuständig war), hätte ich natürlich sofort wieder seine empfohlenen Werte einstellen lassen, aber er machte dann doch deutlich mehr Vorspur hinten und Vorne wegen dem Verschleiß (der ja gar nicht an den paar Minuten Spur lag!). Im Ergebnis fuhr sich der Wagen nicht so agil wie ich wollte, aber es war zeitlich nicht mehr möglich zu korrigieren, musste ja mal wieder zurück nach NRW.
4.) Also zurück in NRW noch ein bisschen gefahren, und gemerkt das die Vorspur viel zu groß eingestellt wurde. Da die Aktivlenkung auch neu angelernt werden musste, also zu BMW gefahren und Achsvermessung machen lassen. Danach fuhr der Wagen in Rechtskurven richtig gut, in Linkskurven aber überhaupt nicht. Also zweiten Termin gemacht, und dabei wurden dann bei der Eingangsmessung schon ganz andere Werte gemessen als 2 Wochen vorher eingestellt. Hinten rechts war nun immernoch zu viel Vorspur, links allerdings Spur 0, so fuhr er sich auch. Das hätte ja so nicht sein dürfen, daher habe ich beiden Messungen nicht so recht getraut. Gefahren ist er allerdings super danach, daher habe ich es zwei Wochen dabei belassen. Aber einfach für den eigenen Seelenfrieden habe ich dann hier in der Gegend bei einem 3D-Achsmessstand nochmals eine Vermessung beauftragt, um zu sehen ob die Werte von BMW passten. Er fuhr sich ja super, aber irgendwie wollte ich nur sichergehen das wirklich alles stimmt und ich nicht meine Reifen ruiniere oder sowas. Dabei kam raus das alle gleichmäßig eingestellt wurden rundum, aber anstatt der 4' rundum bei der BMW-Vermessung stand nun bei der 3D Messung 0' rundherum im Display. Sturz war identisch. Letzeres ist aber eher so wie sich der Wagen fährt.
Nämlich endlich so wie ich will. Neutral, schnell, und gut mit dem Gaspedal zu steuern. Selbst langsam fahren mach Spass, da der Wagen selbst bei Nässe einfach einen bomben Grip hat. Einlenken geht etwas träger, aber er beisst sich richtig fest in der Kurve. Der Sturz vorne hat sich also mehr wie gelohnt, das Auto fährt richtig schön. Selbst wenn man im Kurvenverlauf mutwillig überlenkt will er weiter in die Kurve reinfahren, anstatt zu Untersteuern! Mit vollem Lenkeinschlag im Kreis gehen 35km/h! Da war vorher bei 20-25km/h Schluss. Die Federn an der Hinterachse machen sich auch sehr positiv bemerkbar, man spürt einfach das es so viel harmonischer ist. Ich konnte alle Dämpfer insgesamt nochmals etwas weicher drehen und der Wagen federt absolut harmonisch. Das ist sowas von Komfortabel, selbst der ein oder andere Arbeitskollege hat schon festgestellt das mein BMW harmonischer Federt als unsere Golf 7 mit Standard-Fahrwerk. Zwar straff aber eben so ruhig und kontrolliert. Unterm Strich fährt der Wagen nun so wie ich immer wollte, und das hat sich nach 8 Wochen immernoch nicht geändert, auch mit Winterreifen nicht.
Ob die Spurwerte so bleiben können wird der Winter zeigen, Selbst wenn ich ESP ausschalte und aus der Kurve kräftig rausgeschleunige arbeitet das Heck zwar mit, aber tut eben nicht unkontrolliert ausbrechen. Aber mal sehen wie es auf der Autobahn ist, ob er mit den weichen Winterreifen da auch stabil bleibt. Bei den ersten Tests war ich gerade mal 50km mit den Reifen unterwegs und so ab 220 wurde es etwas ungemütlich. Aber nun sind sie langsam eingefahren, man merkt das der Wagen insgesamt viel Stabiler ist mittlerweile. Mit den Sommerreifen war das Heck auch bei 250km/h absolut ruhig, von daher bin ich guter Dinge.
5.) Da zwischenzeitlich natürlich auch Winterreifen auf das Auto kommen mussten, und meine Winterfelgen ja schon sehr angegriffen waren (siehe Fotos etwas früher im Thread) musste da was geschehen. Vor allem am Ventilsitz war es schlimm mit der Korrossion, daher auch Luftverlust. Da die kleineren 17" Felgen zusätzlich über 1kg schwerer waren als die 18" im Sommer, habe ich gar keine Gedanken mehr ans aufbereiten verschwendet. Es mussten also neue Felgen her. Bisher bin ich 17" mit 225/45 rundum gefahren, ein Satz neuer Felgen hätte aber gut 700-800€ gekostet. Also habe ich mich entschieden die Winterreifen auf meine Proline PXF Sommerfelgen aufzuziehen. Preislich ist 225/40R18 und 225/45R17 kein Unterschied, und wenn doch eine Felge einen Schaden erleiden sollte im Winter unter dem Schnee, dann gibt es halt eine Neue. Mit 180€ pro Felge immernoch günstiger als nen ganzen Satz 17" zu kaufen. Als Reifen habe ich mich für Continental TS850P entschieden, und nachdem diese nun so langsam eingefahren sind, bin ich froh mich für 18" entschieden zu haben. Der Grip von den Reifen ist super, auch bei Nässe bin ich voll und ganz zufrieden. Die Lenkpräsision ist deutlich besser als mit den 17". Zu der Schneeeignung kann ich natürlich noch nichts sagen, aber ich denke nicht das sie so viel schlechter ist wie der normale TS850 auf 17" vorher. Bei Trockenheit und Nässe ist der Wagen auf alle Fälle super zu fahren, ich bin zufrieden.
Leider gab es auch ein paar Kleine Problemchen, wie immer bei mir welche die sich nicht so leicht finden und beheben lassen:
Nach 7 Tage Stillstand des Wagens wegen eines Firmentrips nach Istanbul war mein Batterie (Im Januar neu gekauft) auf 4,6V abgesackt. Also Ladegerät dran, als die Batterie vollgeladen war dann Ruhestrom gemessen. Ergebnis: um 20mA, also absolut in Ordnung. Da ich vor 2 Woche nochmal in die USA musste, habe ich das Auto zu einen Freund gestellt und ihn jeden Tag die Spannung messen lasse. Damit er das Auto nicht auf und zuschließen muss habe ich ihm Messpunkte gebaut die von aussen erreichbar waren (mit 5A Abgesichert natürlich!). Ergebnis, von Montag auf Donnerstag von 12,4V auf 12V abgesackt. Also hat er Geladen, Batterie abgeklemmt und dann die Batterie ohne Verbraucher gemessen -> 12,7V konstant über 3 Tage. Also bin ich auch nicht schlauer, was es nun ist. Ich vermute irgendein Steuergerät wacht immer wieder auf obwohl es nichts zu tun gibt, daher kann man bei der statischen Ruhestrommessung nichts feststellen. Hat einer eine Idee was das sein könnte? Kann BMW da eine Langzeitmessung machen mit ihrem Tester?
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An der Car-Hifi-Front hat sich auch etwas getan. Nach den neuen Woofern wurde nichts mehr umgebaut, aber ich habe den Sommer über immer weiter am Setup im DSP gefeilt. Und das hat sich auch sowas von gelohnt, denn mein Wagen ist bei der AYA (Veranstalter von SoundQuality Car-Hifi Wettbewerben) die ganze Saison über immer wieder geworden in der OEM Klasse! Somit bin ich bei der AYA Deutscher Meister und Vereinsmeister, mit fast 14 Punkten Vorsprung im Klang auf den Zweitplatzierten. Das ist in anderen Klassen fast schon der Abstand von Ersten zu Letzten oder Vorletzten.
Weiterhin habe ich mich zum Ende der Saison hin dann doch entschlossen in Berlin auch mal wieder bei der EMMA (andere Veranstalter für Car-Hifi-Wettbewerbe) in der Master OEM zu starten. Normalerweise muss man das Auto für die EMMA-CD etwas "verstellen" um dort ebenfalls richtig gut zu sein, daher sind Autos nur selten bei beiden Wettbewerbsformaten gut, außer sie haben unterschiedliche Setups für jeden Wettbewerb. Dazu habe ich aber keine Lust, selbst für die AYA habe ich nichts extra angepasst sondern bin mit meinem Musik-Setup gestartet. Aber scheinbar funktioniert mein Auto wirklich unabhängig vom Wettbewerb, ich bin nämlich auch in Berlin erfolgreich gewesen, und nun zusätzlich bei der EMMA Deutscher Vizemeister und somit fürs Europa-Finale in Salzburg qualifiziert. Das macht mich schon mächtig stolz, denn außer ein bisschen Hilfe von meinen besten Freunden bei den Holzarbeiten habe ich alles selber gemacht. Vor allem die vielen Stunden einstellen des DSPs, das hat sich bezahlt gemacht.
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