Radfahren im Wald ist ja noch ok - aber sobald motorisierte Fahrzeuge in der Nähe sind, macht's mir auch kaum noch Spaß. Kürzlich erst auf einer doppelspurigen Einbahnstraße unterwegs gewesen. Es gibt einen Radweg in Gegenrichtung auf der linken Seite - die Fahrtrichtung deutlich mit aufgepinselten Pfeilen gekennzeichnet. In Fahrtrichtung gibt es keinen Radweg, also fuhr ich auf der Straße und ordnete mich als Linksabbiger ein -> fuhr also mitten auf der Straße.
Prompt gröhlt mich ein Omega-Fahrer durchs runtergelassene Seitenfenster an, dass ich auf der Straße nichts zu suchen hätte und gefälligst den Radweg zu nutzen habe. Auf meine Frage, ob erschon mal auf die Straßenmalerei auf dem Radweg (auf die Pfeile gezeigt) geachtet hat, ging das Fenster zu - und blieb es auch an allen Ampeln, an denen wir nebeneinander auf Grün warteten.
In 30er Zonen hab ich keine Probleme, im Verkehr mitzuschwimmen. Ich fahre meist nicht rechts am Straßenrand, sondern eher mittig, um Gullideckeln und Straßenbahnschienen auszuweichen. Dabei hänge ich so dicht am Vordermann, dass kein Fahrzeug zwischen uns passen würde. Trotzdem scheint manchen Kutschern der Satz "Radfahrer sind zum überholen da" ins Stammhirn gemeißelt zu sein. Es wird gedrängelt und gehupt und an Ampeln versucht man sich irgendwie vorbei zu quetschen. Wozu?? Was bringt es dem bekloppten hinter mir, 5 Meter weiter vorne mitzuschwimmen? Wenn ich jetzt ein stinkendes Mofa fahren würde, könnte ich den Unmut ja noch verstehen....
Mal eine generelle Frage: Kommt es euch auch so vor, dass der Fahrstil in Deutschland stark regional unterschiedlich ist? Im Rheinland/Ruhrgebiet finde ich es extrem anstrengend. 300 km weiter nördlich oder südlich sieht die Welt dann schon wieder entspannter aus, wobei die Fahrer im Süden noch am besten mitdenken. So richtig deutlich wurde mir der Unterscheid beim letzten Schwarzwald-Urlaub. Die Straßenverhältnisse sind dort auch ganz anders. Bevor im Rheinland eine etwas engere Kurve kommt, wird auch der letzte Idiot durch diverse Hinweisschilder darauf hingewiesen, dass er jetzt besser mal auf die Bremse tritt. Im Schwarzwald stehen zwischen dem Ortsausgang und dem nächsten Ortseingang meist maximal Hinweisschilder auf Wanderparkplätze oder extreme Steigungen. Dass man vor Kurven auch ohne gesonderten Hinweis bremsen sollte, scheint man der Bevölkerung dort ganz mutig zuzutrauen.
Bilde ich mir den Zusammenhang nur ein? Auf mich wirken viele Fahrer in NRW deutlich passiver als beispielsweise in BW. Möglicherweise liegt es ja daran, dass man in BW gezwungen ist mitzudenken, nur um das Fahrzeug auf Spur zu halten, während es in NRW nicht mehr ohne Schilderwald geht.