So, vielleicht sollte ich dazu mal etwas sagen, auch wenn dieses Thema in anderen Foren - siehe Auto-Treff - bereits höchst ergiebig diskutiert wurde.
Zunächst: Noelle vertreibt lediglich die Software von Evotech und hat daran nichts selbst entwickelt. Was nicht notwendigerweise ein Problem ist, denn auch Evotech hat in der Entwicklung von Kennfeld-Anpassungen sehr viel Erfahrung.
Der "Stage 1" von Evotech/Noelle besteht ausschliesslich in einer Veränderung des Kennfelds der Motorsteuerung. Dabei kommen dann 360-370 PS und gut 500 Nm bei heraus. Da sich hierdurch zwar Leistung und Höchstgeschwindigkeit (Vmax wird ebenfalls freigeschaltet), nicht jedoch das Abgasverhalten ändert, ist dafür auch problemlos eine TÜV-Eintragung zu erhalten.
"Stage 2" besteht in einer Kennfeld-Programmierung plus Entfernung der motornahen Primärkats, welche sich in den sog. "Hosenrohren" oder "Downpipes" direkt hinter den Turbos befinden. Diese sind im Original aus Keramik und daher nicht sehr durchlässig. Da für Turbo-Motoren eine Senkung des Abgasgegendrucks leistungssteigernd wirkt, ist deren Entfernung (oder Ersetzung durch durchlässigere Metall-Kats) für das Ziel einer Leistungssteigerung sinnvoll. Allerdings: Meiner Erfahrung nach erreicht man die von Evotech/Noelle angegebene Leistung von 400 PS nur dann, wenn man auch gleichzeitig einen leistungsfähigeren Ladeluftkühler einsetzt und ggf. sogar noch die Original-Downpipes durch solche mit größerem Querschnitt (knapp 3 Zoll) ersetzt. Ich hatte damals mit der Stage 2-Programmierung, größerem Ladeluftkühler, Sportauspuff und Downpipes mit 300 Zeller-Metallkats 399 PS. - Ausserdem: Da durch derartige Maßnahmen das Abgasverhalten des Fahrzeugs verändert wird, müsste zur TÜV-Zulassung ein komplettes Abgasgutachten erstellt werden. Die Erstellung eines solchen ist sehr kostenintensiv (5000-6000 EUR) und lohnt sich daher für Betriebe wie Evotech/Noelle nicht, die mit solchen Angeboten nur einen sehr kleinen Teil ihres Umsatzes generieren.
Bei Alpina ist das natürlich wieder eine andere Geschichte. Beim B3S Biturbo wurden die Primär-Kats in den Downpipes durch durchlässigere aber gleichzeitig hochwertigere Metall-Kats ersetzt und die Sekundär-Kats (welche sich in der Mitte des Abgasstrangs befinden, vor den Schalldämpfern) entfernt. Leistungsmässig ist das nicht optimal, da sich die größten Leistungszuwächse über eine Entfernung der Primär-Kats generieren lassen; offensichtlich wurde dieser Weg aber gewählt, da somit EU5 zu erreichen ist (was mit kompletten Entfernen der Primärkats nicht möglich gewesen wäre, da das Kaltstartverhalten dann zu schlecht geworden wäre).
Evotech/Noelle können per Software auch die Lambda-Fehlermeldungen wegen der fehlenden Primärkats abschalten. Ausserdem ist eine Veränderung der Primärkats/Downpipes von aussen so gut wie nicht zu sehen, denn hierfür muss zumindest eine Unterboden-Abdeckung abgebaut werden und derjenige (TÜV) genau wissen, wie die Original-Downpipes aussehen. Mit den Original-Sekundärkats schafft man sehr wahrscheinlich auch noch die AU, erst recht falls man - ähnlich Alpina - die Primärkats durch Metall-Kats ersetzt.
Weitere Informationen meines damaligen und jetzigen Setups unter folgenden Links:
335i LCI - Modifikationen Erfahrungsbericht (auf Deutsch und nicht mehr aktuell)
E90 LCI - Experiences and review of various modifications (long!) (auf Deutsch, auch nicht mehr ganz aktuell aber schon vollständiger)
Alpina_B3_Lux