Hi Leute,
ich ringe schon einige Zeit mit mir, meinen E91 chippen zu lassen, da ich mit dem Durchzug/Drehmoment einfach noch nicht 100%ig zufrieden bin.
Allerdings habe ich sehr schlechte Erfahrungen mit "billigen" Kennfeldern in meinem alten Auto gemacht (FIAT Stilo 1.9 JTD 115PS) und bin daher sehr misstrauisch geworden. Zudem ein Setup ohne TÜV/Eintragung/Versicherungsschutz keinen Weg mehr in mein Auto findet! Mittlerweile ist das eine absolute Standardroutine für Gutachter geworden, das bei einem (schwereren) Unfall das Steuergerät des Fahrzeugs komplett analysiert wird, gerade weil ein schnelles Chiptuning an jeder Ecke angeboten wird und sich das kaum einer eintragen lässt. So kann durch einen erloschenen Versicherungsschutz schnell mal die eigene finanzielle Existenz auf dem Spiel stehen! Dies ist (zum Glück) keine eigene Erfahrung von mir geworden, aber mit Familie denkt man dann doch anders über das Thema. Zudem arbeite ich seit diesem Jahr bei einem "bayrischen Motorradhersteller" im Bereich der Motorenprüfstände und bekomme entsprechend tiefere Einblicke über die Hintergründe der Motorenentwicklung. Und wie schnell man einen Motor ins Jenseits befördern kann, lässt einen doch mit den Ohren schlackern...
Das BMW Power Kit wäre im Augenblick die einzige Option für mich - BMW lässt sich das allerdings mit 1700€ (inkl. Einbau, das wären ~85€/Mehr-PS) auch entsprechend bezahlen. Dafür ist dieses Kit definitiv standfest und durchdacht (größerer LLK, Lüfter, komplett neues Steuergerät). Ich habe mir besonders den Ladeluftkühler im BMW ETK mal genauer angesehen: Die Frontfläche des Kühlers ist nahezu doppelt (!!) so groß, wie die des originalen Ladeluftkühlers. Und das nur für eine eher sanfte Leistungssteigerung!
Interessant wäre gegenüber dem BMW Kit höchstens ein Mapping mit TÜV von einem anderen Anbieter + den größeren Ladeluftkühler. Als BMW Originalteil könnte man sich evtl. die Eintragung sogar sparen. Ob der 600W Lüfter wirklich nötig ist, lassen wir mal im Raum stehen. Mit dem originalen Kühler würde ich mir bei einem z.B. 200 mBar gesteigerten Ladedruck allerdings definitiv schon Sorgen machen. Die Ladelufttemperatur kann hier durchaus drastisch steigen, mit entsprechenden thermischen Folgen für alle anderen Komponenten, die für den Ladungswechsel zuständig sind. Zudem kann es durchaus vorkommen, dass das Steuergerät bei zu hoher Ladelufttemperatur den Motor direkt wieder einbremst, in dem der Ladedruck und Einspritzmenge reguliert werden (vorausgesetzt, der Chiptuner hat die Grenzwerte nicht weiter hochgesetzt, da der Kunde sonst über eine "ungleichmäßige Leistungsabgabe" meckert. In meinem Fall war dies leider so. Die Leistung kam nach dem Tuning heftig, jedoch nur "wenn sie gerade wollte". Der Chiptuner besserte nach (deaktivierte wohl die Grenzwerte) und mein Turbolader starb nach ein paar tausend km später am Hitzetot...). Neben einem Riss im Ladergehäuse war die Krümmerdichtung verbrannt und selbst der Wärmeschutz um die AGR-Leitung war verschmort... Dass die restlichen Motorkomponenten noch lebten, war wohl mehr Glück als Verstand. Das möchte ich bei meinem jetzigen BMW definitiv nicht nochmal probieren!
Im Augenblick habe ich den Punkt Chiptuning jedenfalls wieder vertagt, auch wenn der Reiz nach mehr Leistung ungebrochen groß ist. Jedoch denke ich einfach auch an meinen Motorn, den Versicherungsschutz und natürlich den Wiederverkaufswert meines BMW. Chiptuning ist mittlerweile ohne weiteres nachvollziehbar und muss (genau wie ein Unfall) beim Verkauf angegeben werden. Egal ob bereits zurückgerüstet oder nicht. Ein namhaftes Tuning sollte den Wiederverkaufswert dagegen nicht allzu negativ beeinflussen, kostet dafür auch entsprechend mehr.
Das ist meine Meinung zu dem Thema im Augenblick...
Gruß
Helge