Sind unsere E90 eigentlich vollverzinkt ?

  • Zitat

    Bei bmw-driver sagt ein user, beim Abholen seines Wagens in MUC haben sie ihm bei der Werksführung erklärt, der E90 sei "vollverzinkt" (Was immer das ist s.o.)

    Also das sind alles erstmal Gerüchte.
    Ich war selbst beim BMW-Händler in Nürnberg der mir versichert hat dass die Karrosserie beim E9x nicht verzinkt ist. Weil es seiner Meinung nach nicht nötig ist da BMW einen anderen Weg gehe wie diese Phosphatschicht die er mir selbst gezeigt hat. Diese Schicht liegt direkt auf dem Blech, sie ist glänzend und dunkelbraun. Sie sieht aus wie "brauner Klarlack".


    Bei Audi sieht man diese Verzinkung deutlicher, sie ist dick und grau. Sie liegt direkt auf dem Blech unter der weißen Grundierung.
    Das sind erstmal grundsätzlich verschiedene Verfahren.


    Zu deiner Bemerkung "ich soll bei Audi/VW-Motoren bleiben" sage ich nichts: es ist die Frage des Erwachsenseins.


    Mit freundlichem Gruß.


    A007





  • Jo, wie bereits gesagt, Phosphatschichten sind Grundlagen von Lackiersystemen auch für Autos. Das hat VW, Toyota, BMW usw drunter auch Audi, ist ein Lackhaftgrund. Ganz einfach.
    Die Schicht allein hält eigentlich nur 48 Stunden SST bis Rotrost. Eine normale Feuerverzinkung vielleicht bis zu 180h, kaum 240 oder, was sagst du? Fall bitte nicht auf Gerüchte des :) herein.
    Meine Bemerkung zu VW-Motoren - OK, war etwas gemein :rolleyes: stimmt aber im Prinzip.
    Wenn dir die Oberflächenversiegelung deines Autos so wichtig ist, dann kauf es dir nach diesem Kriterium. Ich fahre seit rund 35 Jahren BMW und hatte keine Probleme mit Rost.
    Bei meinem B5 von Audi zwar auch nicht, aber Radlager (alle 4 innerhalb von 2 tkm), Zentralverriegelung, Kupplung (ohne Kulanz nach 45 tkm!) und war froh das Teil wieder los zu sein.
    Ich habe bereits im Thread wichtige Merkmale zum Rostschutz bei Autos gepostet, könnte man ja mal lesen ?? und verstehen ??
    Lass dich weiter von deinem :) beraten!

  • Zum Thema Vollverzinkung ist zu sagen, dass das wirklich nicht die ultimative Lösung ist. Ich habe selbst einige Jahre einen Golf 4, welcher ja auch vollverzinkt ist, gefahren und dieser hat dann nach 8 jahren auch ordentlich gerostet. Tür (unter den Schutzleisten), Heckklappe (unten am Falz und am Heckschloss), Schaniere der Motorhaube und der A-Säule.


    Weitere Beispiele für Rost trotz Teil- oder Vollverzinkung wären da noch mein Audi 80 Coupe Bj. '83 der richtig vergammelt war und die Passat von zwei meiner bekannten die auch schon einige Rostblasen zieren.


    Der E36 meines Vaters brauchte da 4 Jahre länger um richtig das rosten anzufangen.


    Es geht mir hier auch nicht darum BMW gut und alles andere schlecht zu reden. Nur muss man einsehen dass es nichts bringt wenn das Blech verzinkt ist aber schon schlampig verarbeitet (z.B.: Verschmutzung vor dem Verzinken) ist und deshalb rostet.


    @A007 kauf dir einen VAG und werd glücklich... und still! :cursing:


    MfG
    Michl

  • Zum Thema Phosphatierung mal was:
    Häufig ist die Eisenphosphatierung, nicht wie oben mal erwähnt die Zinkphosphatierung. Das wäre für einen Hersteller von Massenprodukten wartungs- und kostentechnisch unhaltbar.
    Vom alten Z4 weiß ich, dass eine KTL, Kathodische Tauchlackierung, zum Einsatz gekommen ist. Das ist eine hauchdünne Grundierung, Korrosionstechnisch gesehen obere Liga. Da kommt keine Verzinkung ran. Es ist günstig und schnell gemacht. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das beim E90 genau so gemacht wurde.

  • Nachdem in einem ähnlichen Thread schon von mm dicken Lackschichten gesprochen wurde :lol: so ein Krampf. Mich aber selber das Thema Rost natürlich interessiert und ich deshalb mehr darüber wissen wollte,
    und nicht zuletzt weil mein Job damit (auch) zu tun hat, habe ich mal ein paar Fakten zusammengetragen. Ich kann aber nicht zu jeder Schicht jede Zahl garantieren. Es ist aber durch Wiki und das Lackiererforum zumindest oberflächlich nochmal verifiziert:


    Aufbau einer Lackschicht bei modernen Autos:


    1. Blech - verzinkt oder nicht verzinkt -> wichtige Bedingung -> saubere Oberfläche (ohne Weiß- und Rotrost i.d.R. daher auch als Vorbehandlung entfettet, leicht angebeizt).
    Verzinktes Blech hat den Vorteil der Fernwirkung bei Fehlstellen (ca. 0.8 mm) also z.B. bei Steinschlag. Wird daher an gefährdeten Stellen deshalb eingesetzt. Der Vorteil von rund 200h SST nach DIN 9227 ist bei leicht gefährdeten Stellen erheblich, bei schwierigen Stellen nur leicht verzögernd.
    Schichtstärke wird in g/qm angegeben.


    2. Zinkphosphatierung (Schichtstärke um die 25 my) - keine Eisenphosphatierung!
    Die Schicht bildet Kristalle mit einer für die folgenden Arbeiten guten Eigenschaft aus -> haftet sehr fest am Grundmetall und hat eine rauhe Oberfläche als Anker für den KTL.
    Eisenphosphat hat erheblich weniger Korrosionsschutz und wird im Auto daher eher weniger angewendet.


    3. KTL Lackierung
    Durch das Verfahren werden im Wesentlichen alle Stellen der Karosse damit behandelt, auch die Ecken ;)
    Mehr dazu ist nachlesbar und die Schichtdicke liegt so bei 50-70 my. Die Schicht soll insbesondere den Angriff korrosiver Medien generell verhindern - also den Sumps vom Blech weghalten ;)


    4.Filler
    Ja dann kommt der Filler um Unebenheiten zu vermeiden also ausgleichend zu wirken und "Kanten" zu vermeiden.Sollte max. 100 my haben nach meiner Rescherche.


    5. Der Lack -> max 30 my inkl. Metallik und Perl und sonstwas Effekten


    6. Decklack
    Also Acryl 2-Phasen !? Mal so auf 200 my max. geschätzt (und das ist schon dick aufgetragen :) )


    In Summe komme ich also auf 300-400 my.


    Wenn ihr es besser wisst freue ich mich über Korrekturen!
    Es ist nicht so einfach diese Infos zusammenzutragen, die im Übrigen auch bei den VAG Autos inkl. der Marken Skoda und also auch Audi gelten ;)

  • Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das beim E90 genau so gemacht wurde.


    Wird es auch ;) Jede Rohkarosse fährt automatisch durch ein KTL Bad :whistling:

    Wen Gott strafen wollte, den versah er mit Verstand...
    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden!



  • Wird es auch ;) Jede Rohkarosse fährt automatisch durch ein KTL Bad :whistling:


    Mit 360-Grad-Drehung über die Front abgerollt, damit auch alle Hohlräume geschützt sind und keine Stellen ungeschützt sind :thumbup:

  • Moins,


    Thilo hat ja den Aufbau schon gut beschrieben. Generell werden im Automobilbau nach wie vor verzinkte Bleche eingesetzt, feuerverzinkte oder galvanisch verzinkte. Erstere werden durch ein Tauchbad gezogen und erhalten eine definierte Menge Zink (g/m³), letztere erhalten ihre Zinkmenge durch Anlegen einer Spannung. Feuerverzinkte Bleche sind beidseitig verzinkt, galvanisch verzinkte Bleche können einseitig verzinkt werden.
    Ausschlaggebend ist letztendlich der gesamte Verarbeitungsprozess. Wenn die gepressten Bleche zur Karosse verschweißt werden, ist an den Schweißstellen die Verzinkung wieder weg. In der Oldtimer-Restauration werden diese Stellen einfach verzinnt. In der Massenproduktion ist eine KTL sinnvoll, weil dann wirklich bis in die letzte Ecke das Blech geschützt ist. Zusätzlich wird aber immer noch Hohlraumkonservierung benutzt.


    Man muss auch bei den Blechen zwischen Außenhaut und Innenteilen unterscheiden. Bleche, die der Witterung ausgesetzt werden, bekommen eine Verzinkung. Innere Bleche, die z.B. als Versteifung dienen, nicht.


    Und was die Autohersteller angeht, die unterscheiden sich in erster Linie durch die aufgebrachte Zinkmenge - der eine mehr, der andere weniger ;)


    Gruß
    Markus

    Mangelnde Motorleistung wird durch fahrerischen Wahnsinn ausgeglichen.

  • Aufbau einer Lackschicht bei modernen Autos:

    Hallo Thilo.
    Leider ist das ein anderes Thema, den Audi-A4 den ich erwähnt habe ist von Bj. 1996. Was „die modernen“ Autos für Lackierung habe, davon war überhaupt nicht die Rede. Dass in der modernen Produktion viel an Lackqualität gespart wird liegt auf der Hand und ist bei vielen Herstellern der Fall. Hier gleich blind zu versuchen BMW zu beschützen ist wenig sinnvoll.

    Also Acryl 2-Phasen !? Mal so auf 200 my max. geschätzt (und das ist schon dick aufgetragen
    In Summe komme ich also auf 300-400 my.

    Geschätzt? . Das kommt aber nicht hin wenn man das Bild betrachtet, schau dir dieses Foto eines Steinanschlages bei Audi-A4 auf dem Dach: hier ist ein Stein gegen Lack geflogen und hat nur die Klarlackschicht abgerissen, der Krater ist ca. 4mm breit. Zwar ist die Stelle bereits etwas mit dem roten Lack ausgefühlt (ich habe kein anderes Bild), aber man sieht aus den Verhältnissen dass Klarlack hier dicker sein muss als deine 200my. Laut deiner Einschätzung sollte Decklack maximal 200my sein. 200my ist kaum mit dem Auge sichtbar, hier ist es anders, siehe das Bild. Abgesehen davon ist darunter noch die rote Farbschicht, darunter noch die weiße Grundierungsschicht und nochmals darunter die graue Zinkschicht (Ob Phosphat oder Anderes ist egal). Die gane Dicke wird auf jeden fall größer sein als deine Summe von 300-400my.

    Es ist nicht so einfach diese Infos zusammenzutragen, die im Übrigen auch bei den VAG Autos inkl. der Marken Skoda und also auch Audi

    Du meinst damit Einschätzungen?


    Gruß.

  • EisDave
    :thumbup: : KTL bedeutet ja Kathodisches Tauchlackieren d.h. die Karosse wird mit Spannung beaufschlagt und der Strom (Elektronen) fließt in Richtung Karosse. Zusammen mit der "Bewegung" und damit der Verfügbarkeit des Lacks wird normalerweise jedes Teil erreicht (bei jedem Hersteller :D ). Leider gibt es aber auch Probleme (Nasen besonders an Kanten, Poren (Filler!) und auch dünne Schichtausbildungen oder Vorbehandlungsprobleme). Wenn eine Nase einfach abgeschlagen wird kann das bis aufs Grundmetall gehen. Im Übrigen sieht das g..l aus wenn so´ne Karosse durch die Bäder geht : :P


    @Fastfood
    Zink ist dummerweise giftig beim Schweissen (und auch so als Abrieb), wenn es verbrennt bildet es also giftige Gase. Und wie du bemerkst, verzinkte Bleche sind schwerer schweißbar als unverzinkte.
    Aus Kohle- und Umweltgründen wird also kein OEM aus seiner Sicht unnötiges Zink verbauen.
    Da Zink als "Opferanode" dient (d.h. reduziert=Rost wird) geht die Dicke der Zinkschicht sehr wohl in die Beständigkeit eines entsprechend behandelten Blechs ein (statistisch gesehen ~1:1).
    Aber da das Zink eine Fernwirkung hat und relativ weich ist, können bei dickeren Schichten auch mechanische Verletzungen bis zum Grundmetall (Steinschlag) gemindert werden.
    Wenn aber eine größere Fläche (so ab 2-3 mm²) beschädigt ist wird das Blech "in sich" rosten. ;(


    @Hi A007
    Die Schichtdicke habe ich aus der Verbrauchsmenge/Fläche der gängigen Hersteller für 2k Acryllack errechnet. Hoffe ich habe mich nicht verrechnet.
    100ml/qm -> 10mm/dm² Schichtstärke -> 10:100 = 0,1 mm/qm Schichtstärke -> 0,1 mm sind 100 my ?(
    1k Lacke habe ich nicht hinterfragt, lediglich mich informiert, dass die offenbar beliebig oft auftragbar sind. Vielleicht war das ja "in den guten alten Zeiten" ;) so.
    Aber im Sinne der Umwelt sind halt auch 10kg mehr Lack ein Thema das vor 16 Jahren keines war ? 1k ist heute nicht mehr so gebraucht, ist zumindest mein Stand.